Hagen/Iserlohn. Paul Ziemiak aus Iserlohn ist seit Ende November Chef der Jungen Union in Nordrhein-Westfalen und zudem Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Iserlohn. Beim Redaktionsbesuch spricht der 27-jährige Student über Ziele und Vorstellungen der CDU-Nachwuchsorganisation.
Adolf Hitler ist zurück. Er erwacht 2011 in einer Berliner Baulücke und macht eine zweite Karriere als Comedy-Star. Die Polit-Satire „Er ist wieder da“ von Timur Vermes hat die Bestsellerlisten erobert. Die Lektüre über den auferstandenen Führer ist das letzte Buch, das der neue Chef der Jungen Union in Nordrhein-Westfalen, Paul Ziemiak, gelesen hat. „Ich habe mich köstlich amüsiert“, sagt der 27-Jährige.
Zeit zum Lesen in der Freizeit hat der Iserlohner nicht mehr. Seit Ende November ist er Vorsitzender der Jungen Union in Nordrhein-Westfalen. Nicht nur das. Er ist auch Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Iserlohn - anfangs als so junger Mann an der Spitze mit Skepsis beobachtet, mittlerweile akzeptiert und geachtet, sagen Mitglieder.
Temperamentvoll und mit kräftiger Stimme vertritt Ziemiak seine Ansichten. Wann er die Politik für sich entdeckt hat? In jungen Jahren, mit 12, 13 Jahren. „Der Bundestagswahlkampf 1998, Kohl gegen Schröder, hat mein Interesse geweckt.“ Als Schüler klappert er alle Parteien nach ihren Vorstellungen ab und landet am Ende bei der CDU. „Meine Eltern waren von den Christdemokraten geprägt und als Spätaussiedler aus Polen war für uns die Kirche die erste Anlaufstelle.“ Mit zwei Jahren kommt Ziemiak aus Stettin erst nach Hagen, wenig später zieht er nach Iserlohn. „Ich bin zweisprachig aufgewachsen, spreche fließend Polnisch.“ Nach Polen fährt er regelmäßig. „Mein Opa lebt noch in Stettin. Ich habe große Sympathien für das Land, meine Heimat ist Iserlohn.“
Ziemiak will 2014 den Stadtrat Iserlohn kandidieren
Bei der Kommunalwahl 2014 will er für den Stadtrat in Iserlohn kandidieren. Bei aller Freude über politische Grundsätze zu diskutieren, ist ihm Politik in der Praxis ein Anliegen: „Ich will etwas vor Ort bewegen.“ Einen ersten Erfolg hat der CDU-Stadtverband jüngst erzielt. Die Klage vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg, den Bau einer neuen Gesamtschule für Iserlohn, ein 30-Millionen-Projekt, zu stoppen, hatte Erfolg.
An Selbstbewusstsein fehlt es dem Studenten - nach dem Jurastudium in Münster ist er an der privaten Hochschule BiTS in Iserlohn im Fach Wirtschaftskommunikation eingeschrieben - nicht. Aus seiner Sicht ist die CDU in NRW auf die Junge Union angewiesen. „Ohne die Junge Union wäre ein Sieg bei der Landtagswahl 2017 nicht möglich. Wir sind voller Energie, wir haben alle Möglichkeiten, eine Kampagne zu fahren.“
Der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet hat offensichtlich längst erkannt, welches Potenzial in den jungen Leuten steckt. So hat er den Nachwuchspolitikern versprochen, sich in jedem der 54 Kreisverbände im Land, für sie stark zu machen. „Wir werden Armin Laschet an seinem Versprechen messen, dass in jedem Kreistag und in jedem Stadtrat ein Vertreter der Jungen Union sitzt“, sagt Ziemiak.
Der Jungen Union fehlen den Frauen
Die aktuellen politischen Problemfelder hat er auf dem Schirm. Das fängt, bildlich gesehen, bei den Männern in der Jungen Union an: Es fehlen die Frauen. „Da haben wir und die CDU einen Riesennachholbedarf“, weiß er. „Das ist nicht mehr zeitgemäß.“ Nachholbedarf sieht er in der Vereinbarkeit von Studium und Familie. Hier müsse das Land weitere Maßnahmen ergreifen. Wer sich für ein Kind während des Studiums entscheide, dürfe gegenüber seinen Kommilitonen nicht benachteiligt werden. Sein Vorschlag: „Wer Kinder hat, hat nicht nur einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz während der Vorlesungen, sondern auch auf die Teilnahme am ausgebuchten Seminaren oder Tutorien“. Studenten müssten vergleichbare Rechte wie Arbeitnehmer haben. Nicht nur die Hochschulen hat Ziemiak im Visier. Auch die Lage der Auszubildenden ist ihm wichtig. „Wir wissen über ihre Lebenssituation viel zu wenig.“
Viel zu wenig sind ihm die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand. „Kredite, die jetzt aufgenommen werden, müssen wir in 20, 30 Jahren zahlen. Wir brauchen den Schuldenabbau.“ Angesichts leerer Kassen und immenser Schulden bereitet ihm das Auseinanderdriften der Gesellschaft große Sorgen: „Das darf nicht passieren.“