Dortmund.. Die Zahl der Organspenden ist im vergangenen Jahr in Südwestfalen auf den niedrigsten Stand seit 2002 ist gesunken. An den Kliniken in der Region wurden über 400 Organe weniger von Spendern zur Verfügung gestellt, als 2011. Auffallend: Die aufgedeckten Organspendeskandale wirkten sich direkt auf die Spendenbereitschaft aus.
Die Organspendeskandale in Göttingen, Regensburg, München und zuletzt in Leipzig haben katastrophale Auswirkungen auf das Spendeverhalten der Bürger. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation mitteilt, sank die Zahl der Spenden im vergangenen Jahr dramatisch um 12,8 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2002. Vor diesem Hintergrund sagt der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst: „Nur durch Transparenz, Ehrlichkeit und Qualitätssicherung als vertrauensbildende Maßnahmen können wir die derzeit rückläufigen Zahlen der Organspenden wieder erhöhen.“ Die Forderungen aus der Politik nach Verstaatlichung des Spende-Systems und einer Reduzierung der Transplantationszentren lehnt Windhorst als „falscher Ruf zur falschen Zeit“ ab.
Die Zahl der gespendeten Organe ist von 3917 im Jahr 2011 auf 3508 im vergangenen Jahr gesunken. Pro eine Million Einwohner haben laut Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) 2012 nur 12,8 Menschen nach ihrem Tod Organe gespendet, ein Jahr zuvor seien es noch 14,7 gewesen. Bundesweit warten mehr als 12.000 Menschen auf Transplantationen.
Besonders deutlich war der Rückgang im zweiten Halbjahr nach Bekanntwerden der Manipulationsskandale in mehreren deutschen Krankenhäusern. Diese Vorfälle seien durch nichts zu entschuldigen, sagte der Medizinische Vorstand der DSO, Günter Kirste. Um das Vertrauen zurückzugewinnen, seien „eindeutige Konsequenzen notwendig“.
Ärztekammerpräsident gegen staatliche Verwaltung von Organspenden
Nach den jüngsten Manipulationsvorwürfen gegen das Transplantationszentrum in Leipzig war das eben erst geschaffene Kontrollsystem in die Kritik geraten. Politiker bemängelten zu wenig staatliche Kontrolle bei den von der Bundesärztekammer verantworteten Prüfungen.
Das sieht Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, anders: „Nicht Obrigkeit und purer staatlicher Dirigismus schützten bei der Organvermittlung vor Missbrauch, sondern medizinischer Sachverstand im Hinblick auf die Verteilung der Organe nach den Prinzipien der medizinischen Notwendigkeit und des operativen Erfolges.“ Heißt: Die Vergabe soll in den Händen der Mediziner bleiben.
Dagegen stemmt sich die Deutsche Stiftung Patientenschutz: Vorstand Eugen Brysch kritisiert, dass nicht der Gesetzgeber die Kontrollen durchführt, sondern vor allem die Bundesärztekammer. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) müsse „endlich eine unabhängige Kommission beim Bundesgesundheitsministerium einrichten, der auch kritische Ärzte, Ethiker und Juristen angehören, die nicht am Transplantationssystem beteiligt sind und damit Geld verdienen“, fordern die Patientenschützer.