Berlin. . Gerüchte gab es viele, nun sind sie zur Gewissheit geworden: Die Ehe von Christian Wulff und Bettina Wulff ist am Ende. Ein Jahr nach dem Rücktritt ist die Trennung ein neuer Tiefschlag für den Ex-Präsidenten.

Überraschend an dieser Nachricht war eigentlich nur die seltsame zeitliche Parallele. Vor genau einem Jahr trieb die Affäre um den damaligen Noch-Bundespräsidenten Christian Wulff ihrem Höhepunkt zu. In den ersten Tagen des neuen Jahres 2012 versuchte er sich noch einmal zu rechtfertigen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, Vorwürfe wegen Hauskredits und kostenloser Urlaube zu entkräften. Vergeblich.

Gleich nach dem Rücktritt am 17. Februar fragten sich viele, wie lange wohl die Ehe mit Bettina Wulff noch halten würde. Nun steht die Antwort fest - auch wenn juristisch gesehen eine Trennung noch keine Scheidung ist.

Die junge, attraktive, immer noch selbstbewusste Frau (39) und der blasse, nun auch aller Macht beraubte und gedemütigte Ex-Präsident (53), das schien nicht mehr zusammenzupassen. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge zog der 53-jährige ehemalige CDU-Politiker bereits am Wochenende aus dem gemeinsamen Haus der Familie in Großburgwedel aus und wohnt nun in einer Mietwohnung.

Hinweise auf das bevorstehende Ende gab es viele

Nicht einmal ein Jahr hat es gedauert, und Hinweise auf das bevorstehende Ende gab es viele. Die offensichtlichsten stammen von Bettina Wulff selbst. Im September kam ihr Buch "Jenseits des Protokolls" auf den Markt, flankiert von einer Serie von Interviews. Seitdem wissen wir, dass das Paar wegen seiner Eheprobleme therapeutische Hilfe in Anspruch nahm.

Bettina Wulff über ihre Beziehung

"Es wäre eine Lüge zu sagen, dass das Aus- und Erfüllen des Amtes des Bundespräsidenten spurlos an unserem Beziehungsleben vorbeiging."

"...doch bei allem, was ich tat, war ich stets die Frau des Bundespräsidenten."

"Ich hatte ein großes Stück Eigenständigkeit und Selbstbestimmung verloren."

"Und dieses Wissen, als liebendes Paar wahrgenommen zu werden und auch wahrgenommen werden zu wollen und als Menschen, die gleichzeitig auch das Amt perfekt ausfüllen, das war schon eine besondere Belastung."

"Ich merkte, dass Christian unter dem ganzen Druck und Stress, der zu dieser Zeit auf ihm lastete, gar nicht sah, wie sehr die Situation unser gesamtes Familienleben belastete."

"Natürlich waren Christian und ich in Berlin ein Team. Aber deswegen wollte ich mich nicht selbstverständlich als untrennbares Doppelpack über einen Kamm scheren lassen."

"Christians Rede (Anm. d. Red.: seine Rücktrittsrede) dauerte knapp dreieinhalb Minuten. Es war ein seltsamer Moment für mich, den anderen, meinen Mann, sprechen und sich verabschieden zu hören, und selbst nur schweigend neben ihm zu stehen. Ich sollte alles mittragen, mit ertragen, alles mit erleiden, aber letztendlich, wo es nun zu Ende war, blieb mir nur die Besetzung als die stumme Statistin."

"Nach Christians Rücktritt habe ich erst einmal einen, sagen wir, Kassensturz gemacht. Ich schaute in den Spiegel und war gelinde gesagt entsetzt."

"Ich will mich endlich einmal um meinen eigenen Kern kümmern, um mich selbst, meine Träume und Wünsche. Auch Christian muss sich diesbezüglich umstellen, denn ich fordere jetzt mehr Zeit für mich ein..."

"Nach dem Rücktritt hatte ich irgendwann endlich auch die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, was zwischen uns beiden, zwischen Christian und mir, alles unausgesprochen wie selbstverständlich mitgelaufen ist. Dass ich mich zum Beispiel in bestimmten Situationen habe regelrecht hineinpressen und mir aufdiktieren lassen, wie man sich verhält, was man zu tun und zu lassen hat."

"Mehr und mehr fragte ich mich, ob es das Richtige ist, vor lauter Pflichtbewusstsein seine eigenen Bedürfnisse komplett zu übergehen, und das jahrelang. Und wenn ich es jetzt im Nachhinein betrachte, rächt sich das auch in der Beziehung."

"Ich werfe dies Christian auch manchmal vor, dass er mich ein großes Stück auch in diese Rolle hineingedrängt hat. Was er einsieht."

"Früher auch schon zu Zeiten des Amtes als Ministerpräsidenten, war mein Mann ja häufig nur frühmorgens und spätabends anwesend und auch dann hat er zumeist am Schreibtisch gesessen. In Linus' Kopf hatte sich so ein Bild geformt von wegen 'Papa, zu Hause, Schreibtisch'".

"Das erfolgreiche Vorgehen gegen die üblen Gerüchte und ihre Absender macht das Geschehene nicht mehr rückgängig und schon gar nicht besser. Der für mich und meine Familie eingetretene Schaden, ist nicht wieder gut zu machen."

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Unmissverständlich ging Bettina auf Distanz zu Christian Wulff. Er habe kaum erkannt, wie schlecht es ihr gegangen sei. "Jetzt geht es um mich und meine Söhne", sagte sie damals. Um ihren Mann ging es ihr weniger.

Begonnen hatte alles 2006 auf einer Reise nach Südafrika. "Ja, in meinem Leben gibt es eine neue Frau", berichtete der damalige niedersächsische Ministerpräsident der "Bild"-Zeitung. Seitdem versorgte das Paar den Boulevard regelmäßig mit ein bisschen Klatsch und Infos aus dem Familienleben.

2008 folgte die Scheidung von Wulffs erster Frau und die Hochzeit mit Bettina, geb. Körner. Dass der Weg des jungen Paares einmal ins Schloss Bellevue führen würde, konnte sich damals niemand vorstellen. Den steilen Absturz keine zwei Jahre später auch nicht.

Bettina Wulff ging schnell in die Offensive 

Schon fast vergessen ist inzwischen, dass Bettina Wulff als jüngste unter den deutschen Präsidenten-Gattinnen eine gute Figur machte. Sie wirkte modern - mit Tattoo auf dem Oberarm, im Mittelpunkt einer Patchwork-Familie, mit Spielecke im Schloss. Manche sahen in ihr gar die deutsche Antwort auf Frankreichs damalige First Lady Carla Bruni.

Das Paar hat einen gemeinsamen vierjährigen Sohn, Bettina Wulff brachte einen weiteren Sohn aus erster Ehe mit in die Beziehung mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten. Wulff hat aus ersten Ehe außerdem noch eine inzwischen bereits erwachsene Tochter.

Gerüchte über eine neue Beziehung von Bettina Wulff

Drama um Christian WulffNach quälenden Monaten der Affäre Wulff war es dann aber schneller als gedacht zu Ende mit dem glanzvollen Leben im Schloss. Es ging zurück in das Klinkerhaus nach Großburgwedel, dessen Finanzierung den Bundespräsidenten so in Bedrängnis gebracht hatte. Doch während Christian Wulff sichtbar litt an seinem erzwungenen Rücktritt und den weiter laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, war Bettina schnell wieder in der Offensive.

Für den Prothesenhersteller Otto Bock reiste sie zu den Paralympics nach London, ging juristisch gegen Berichte über ihre angebliche Rotlicht-Vergangenheit vor, brachte ihr Buch auf den Markt. Auch Gerüchte über eine neue Beziehung machten die Runde.

Absehbares Ende der Ehe beschäftigt die Öffentlichkeit

Wulff dagegen stand erst im November in Deutschland wieder an ein Rednerpult. In Heidelberg sprach er zum Thema Integration. Davor gab es zwei Auftritte in Italien und in Südkorea, das Echo bescheiden. Eine Karriere als Redner und Vortragsreisender dürfte für ihn noch ganz lange kein Thema sein, zu sehr ist er in den Augen vieler beschädigt durch die Vorwürfe und die Umstände seines Rücktritts.

Das absehbare Ende der Ehe beschäftigt nun die Öffentlichkeit, obwohl oder gerade weil es ganz und gar eine Privatangelegenheit ist. Mit Politik hat all das nichts mehr zu tun. Aber Stoff für Bücher ist es bereits, einen Film soll es auch bald geben. Der Regisseur Dieter Wedel hält das allerdings für verfrüht. "Im Moment könnte ich nicht entscheiden, wer in dieser Geschichte der Sympathieträger ist und wer der Bösewicht", sagt er. (afp/dpa)