Die erste Neujahrsansprache eines Herrschers in Nordkorea seit 19 Jahren ist ein Signal: Kim Jong Un scheint es ernst zu meinen, sein Land zu reformieren. Erste zarte Anzeichen des Wandels sind bereits zu erkennen. Der Ton gegenüber ausländischen Diplomaten ist freundlicher. Beobachter melden mehr Handys und Autos in der Hauptstadt. Aber: Die Versorgungslage der Bevölkerung ist größtenteils schlecht – insbesondere auf dem Land. Kim Jong Un weiß das. Seine Ankündigung, den Lebensstandard anheben zu wollen, ist auch ein Eingeständnis der desolaten wirtschaftlichen Situation. So weit sind seine Vorgänger nicht gegangen.

Ihrer Tradition, militärische Stärke zu demonstrieren, bleibt Kim dennoch treu. Weil er es will. Der erfolgreiche Raketen-Test im Dezember manövriert ihn in eine gute Position bei Verhandlungen mit den USA über Wirtschaftshilfen. Nordkorea wandelt sich – nicht radikal, aber ein bisschen.