Essen. Nach dem tragischen Falschfahrer-Unfall auf der Autobahn A5 bei Offenburg mit sechs Toten sucht die Polizei nach dem Grund für die Geisterfahrt und durchleuchtet das Privatleben des 20-Jährigen. Eine Selbstmordabsicht wird ausgeschlossen. Derweil läuft die Diskussion darüber, wie man solche Unfälle verhindern kann.

Verwirrung? Risikowahn? ­Alkohol? Übermüdung oder Selbstmord-Absicht? Nach dem tragischen Falschfahrer-Unfall auf der Autobahn A 5 bei Offenburg mit sechs Toten am Sonntagmorgen und weiteren ähnlichen Unfällen in diesem Herbst suchen Polizei und Politik nach Motiven und Ursachen der gefürchteten Geisterfahrten – und nach Methoden, die Falschfahrten von vorne herein zu verhindern.

Im Gespräch: Metall-Krallen in den Abfahrt-Fahrbahnen, die beim falschen Auffahren auf die Autobahn die Reifen beschädigen und die Fahrt sofort stoppen. Was jedoch in der Türkei funktioniert, lehnt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) für Deutschland ab: Zu teuer. Ramsauer nimmt sich eher ­Österreich als Vorbild und denkt an gelbe Leuchttafeln, die verun­sicherte Autolenker vor dem falschen Abbiegen auffällig warnen. Er hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) beauftragt, die Unfallursache näher zu untersuchen.

Polizei schließt Selbstmord weitgehend aus

Eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe der badischen Polizei durchleuchtet das „Vorleben“ des jungen Fahrers aus dem Ortenaukreis, der mit einem weißen BMW am frühen Sonntag in der falschen Richtung unterwegs war und frontal in einen Esslinger „Touran“ krachte. Dessen fünf Insassen waren sofort tot. Die Fahnder fragen nach Alkohol- und Drogenproblemen des bei dem Crash umgekommenen 20-Jährigen.

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Von Dietmar Seher

Dass der 20-Jährige seinen Wagen auf die Gegenfahrbahn lenkte, um Selbstmord zu begehen, schließt die Polizei weitgehend aus. Erste Ermittlungen ließen darauf keine Rückschlüsse zu, hieß es am Montag. Die Ermittler halten es nach Polizeiinformationen für denkbar, dass der 20-Jährige unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand. Zeugen hätten ausgesagt, dass der junge Mann den Abend und die frühen Morgenstunden in verschiedenen Lokalen zugebracht habe, erklärte die Offenburger Polizei. Die Ermittler hätten die letzten Stunden im Leben des Mannes "minutiös" rekonstruiert.

Rund 2000 Geisterfahrten im Jahr registriert der ADAC auf deutschen Autobahnen. Der Chef der WDR-Verkehrsredaktuion in Dortmund, Uwe Platzek: „Bis Ende Oktober gab es bei uns in NRW 357 Falschfahrmeldungen. Im ganzen letzten Jahr waren es 457. Eine Häufung lässt sich also nicht feststellen“. Allenfalls steige die Zahl im Herbst leicht an.

Mehrheit der Geisterfahrer wendet auf der Autobahn

Zwar starben allein im Oktober bundesweit 13 Menschen durch Geisterfahrten, noch am Sonntag kollidierte auf der A1 bei Schwerte ein Falschfahrer mit einem voll besetzten Familien-Auto - glücklicherweise wurden die Beteiligten nur leicht verletzt. Die meisten dieser Begegnungen gehen glimpflich aus.

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Auch sind Meldungen unrichtig, nur ältere, verunsicherte Autofahrer seien entgegen der Fahrtrichtung unterwegs. 45 Prozent der Falschfahrer, so der ADAC, sind älter als 65. Und 42 Prozent aller Falschfahrten beginnen an Auffahrten. Was bedeutet, dass eine Mehrheit der Geisterfahrer auf der Autobahn wendet. Autoclubs fordern trotzdem bessere Beschriftungen an den Auffahrten. (mit dapd/afp)