London. Der Sender BBC hat Alistair McAlpine nach einem Bericht über die angebliche Verwicklung in Kindesmissbrauch mit 185.000 Pfund entschädigt. Der Tory-Politiker wolle jetzt auch eine Einigung mit weiteren Organisationen und Einzelpersonen erzielen, “die verleumderische Äußerungen“ veröffentlicht hätten.

Nach einem falschen BBC-Bericht über die angebliche Verwicklung eines Politikers in Kindesmissbrauch zahlt der Sender dem zu Unrecht Beschuldigten eine Entschädigung. Der Tory-Politiker Alistair McAlpine erhalte 185.000 Pfund (229.000 Euro), teilte die BBC am Donnerstagabend mit. Ein vierter Festgenommener in der Missbrauchsaffäre um den einstigen BBC-Starmoderator Jimmy Savile kam indes auf Kaution wieder frei.

McAlpine begrüßt die "schnelle Einigung mit der BBC"

Die Summe entspreche einer Vereinbarung mit McAlpine, nachdem dieser eine Verleumdungsklage eingereicht hatte, erklärte die BBC weiter. Die "umfangreiche" Zahlung sei der "Schwere der Vorwürfe" geschuldet, die fälschlicherweise erhoben worden seien. Zudem soll vor Gericht eine Erklärung verlesen werden, mit der sich die BBC bei McAlpine, der zur Zeit von Premierministerin Margaret Thatcher Schatzmeister der Tories war, entschuldigen will.

McAlpine begrüßte die "schnelle und frühe Einigung mit der BBC". Er wolle jetzt auch eine Einigung mit weiteren Organisationen erzielen, "die verleumderische Äußerungen" über ihn veröffentlicht hätten sowie mit Einzelpersonen, die den Kurznachrichtendienst Twitter zur Verbreitung genutzt hätten. In einem kurz zuvor veröffentlichten Interview sagte der konservative Politiker, die Anschuldigungen gegen ihn seien ein "furchtbarer Schock" gewesen. Die BBC habe ihm nicht einmal Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

BBC war schon zuvor in eine Missbrauchsaffäre verwickelt

Der falsche Bericht war vom BBC-Flaggschiff "Newsnight" gesendet worden. Obwohl der Täter nicht namentlich genannt wurde, kursierte kurz darauf im Internet das Gerücht, es handele sich um McAlpine. Der in der Sendung als Zeuge aufgetretene Steve M. teilte später mit, dass nicht McAlpine der Täter gewesen sei.

Schon zuvor war die BBC in eine weitere Missbrauchsaffäre verwickelt. Dabei geht es um ihren einstigen Starmoderator Savile, der jahrelang Kinder missbraucht haben soll. Savile starb vergangenes Jahr im Alter von 84 Jahren. "Newsnight" wird vorgeworfen, Hinweise zum Fall Savile zurückgehalten zu haben. Zudem gibt es Vorwürfe, dass Savile von BBC-Mitarbeitern jahrelang gedeckt wurde.

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In der Affäre gab es am Donnerstag eine vierte Festnahme. Bei dem Verdächtigen handele es sich um Saviles BBC-Kollegen, den 67-jährigen ehemaligen Radio-DJ Dave Lee Travis, berichteten britische Medien. Die Polizei sprach lediglich von einem etwa 60 Jahre alten Mann, dem Sexualstraftaten vorgeworfen würden. Wie am Abend bekannt wurde, kam der Mann nach seiner Aussage auf Kaution wieder frei.

Laut Medienberichten arbeitete Travis zusammen mit Savile 25 Jahre lang für BBC Radio 1, bevor er zum BBC-Programm World Service Network wechselte. Bislang gibt es keine Hinweise, dass Travis Pädophilie zur Last gelegt wird. Allerdings werfen ihm zwei Frauen vor, er habe sie in den 70er und 80er Jahren belästigt, was Travis vehement zurückweist. (afp)