Während der Syrien-Konflikt zu einer immer größeren Gefahr für die Nachbarstaaten wird, wecken jüngste Bemühungen um eine geeinte syrische Opposition international Hoffnung.
Jerusalem/Ceylanpinar/Türkei (dapd). Während der Syrien-Konflikt zu einer immer größeren Gefahr für die Nachbarstaaten wird, wecken jüngste Bemühungen um eine geeinte syrische Opposition international Hoffnung. An der Grenze zur Türkei feuerte die syrische Luftwaffe indes am Dienstag den zweiten Tag in Folge auf eine von Rebellen gehaltene Region.
Nach türkischen Berichten kamen dabei bislang 35 Menschen ums Leben. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, traf ein Kampfjet ein Gebiet nahe der syrischen Ortschaft Ras al Ain, unweit der türkischen Grenzstadt Ceylanpinar.
Vier bei dem Angriff verletzte Syrer seien zur Behandlung in die Türkei gebracht worden, einer von ihnen sei gestorben. Am Montag waren bei einem Luftangriff auf Ras al Ain Schätzungen zufolge 20 Menschen ums Leben gekommen. Zehn weitere seien in der Türkei ihren Verletzungen erlegen, hieß es aus Behördenkreisen in Ceylanpinar.
Ras al Ain seit einer Woche in der Hand der Rebellen
Syrische Rebellen hatten vergangene Woche die Ortschaft Ras al Ain von den Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad erobert. Die Stadt liegt in der kurdisch geprägten Provinz Al Hasaka im Nordosten des Landes. Tausende flohen vor den Kämpfen über die Grenze in die Türkei.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach sich bei dem Treffen der EU mit der Arabischen Liga für eine enge europäisch-arabische Zusammenarbeit aus und betonte die deutsche Unterstützung für die Bemühungen um eine geeinte syrische Opposition. Die am Sonntag in Katars Hauptstadt Doha gebildete 'Nationale Koalition" sei dafür ein wichtiger Schritt, sagte er. "Die deutsche Regierung unterstützt diese Initiative und ist bereit gemeinsam mit der Arabischen Liga dazu beizutragen, dass daraus eine glaubwürdige und umfassende Alternative zu Assad wird."
Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian nannte die Einigung von Doha zwar auch eine wichtigen Schritt in die richtige Richtung, schränkte jedoch ein: "Das ist aber noch kein ausreichender Schritt voran, um eine provisorische Regierung zu bilden, die von der internationalen Gemeinschaft anerkannt werden kann."
Gegen die Bombardierungen nahe der türkischen Grenze hat Ankara formal bei der syrischen Regierung protestiert, weil die Angriffe die Sicherheit der Türkei gefährdeten. Auch die NATO und der UN-Sicherheitsrat wurden informiert.
Israel zerstört syrische Panzerhaubitze
Israel reagierte am Dienstag auf den Einschlag von Granaten auf den Golanhöhen mit dem gezielten Beschuss einer syrischen Artilleriestellung, die zuvor auf von Rebellen gehaltene Dörfer und Kämpfergruppen der Aufständischen nahe der Grenze gefeuert hatten. Dabei habe man nach Angaben der israelischen Streitkräfte eine syrische Panzerhaubitze mit einem Volltreffer zerstört. Die erste direkte Konfrontation der verfeindeten Nachbarn seit Beginn des Aufstands war eine nachdrückliche Erinnerung daran, wie leicht der Bürgerkrieg sich zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte.
"Wir beobachten genau, was passiert, und werden entsprechend antworten", warnte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. "Wir werden keine Grenzverletzungen dulden und nicht zulassen, dass auf unsere Bürger geschossen wird." Israelische Politiker fürchten, dass ein in die Enge getriebener Assad versuchen könnte, Israel in den Krieg hineinzuziehen.
Die andauernden Kämpfe und die verschlechterte Sicherheitslage wirken sich immer negativer auf die Versorgung der Bevölkerung und Flüchtlinge in Syrien aus. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) berichtete, es habe fünf ihrer 12 Helfer aus der umkämpften Al Hasaka Provinz abziehen müssen. In Aleppo sei zudem ein Lager des Syrischen Roten Halbmonds mit 13.000 Decken nach Beschuss in Flammen aufgegangen, sagte die UN-Sprecherin Melissa Fleming am Dienstag. "Die jüngsten Hilfslieferungen verliefen sehr schwierig", besonders in Damaskus, wo die Hilfsoperationen zwei Tage unterbrochen werden mussten, fuhr sie fort. Auch sei ein Laster mit 600 Decken außerhalb der syrischen Hauptstadt entführt worden, schloss sie.
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