Peking . Mit Peng Liyuan erhält die Volksrepublik zum ersten Mal eine First Lady, auf die die Chinesen stolz sind.

Peng Liyuan ist in den vergangenen 30 Jahren unzählige Male im chinesischen Staatsfernsehen aufgetreten und war häufiger Gast der berühmten Gala des Frühlingsfestes, der meistgesehenen TV-Show der Welt. Stets hat sie in prächtigen Roben mit Lobeshymnen auf die Kommunistische Partei und volkstümlichem Liedgut das Publikum begeistert. Bei der Gala von 2007 war sie plötzlich nicht mehr zu sehen. Insider ahnten: Ihr Mann wird für Höheres bestimmt sein. So kam es auch. Im selben Jahr übernahm Xi Jinping das Amt des chinesischen Vizepräsidenten.

Anfang der Woche wird Xi auf dem 18. Parteitag der Kommu­nistischen Partei auch zum neuen Parteichef und damit Chinas künftigem Staatsoberhaupt gekürt. Bis heute wissen die Chinesen nur wenig über ihn. Bei seiner Gattin sieht das anders aus. Auf die Frage „Wer ist Xi Jinping?“ gibt es in China vor allem eine Antwort: „Der Mann von Peng Liyuan.“ Die 49-Jährige stammt aus der Provinz Shandong. Mit 18 trat sie der Volksbefreiungsarmee bei. Mit 20 wurde sie als Sängerin entdeckt, trat der KP bei und hatte 1982 ihren ersten Auftritt auf der berühmten Gala. „Wer hat uns befreit? Der Stern der Kommunistischen Partei! Wer baut unsere Straßen und Brücken? Die Volksbefreiungsarmee!“, singt sie im „Lied vom Wäschewaschen“. Auch im Musical „Mulan“ ist sie aufgetreten, 2008 mit Gastspiel in Wien.

Damit erhält die Volksrepublik zum ersten Mal eine First Lady, auf die die Chinesen stolz sind. Mao Zedongs Ehefrau Jiang Qing war zwar ebenfalls bekannt, aber verhasst. Sie gehörte zur sogenannten „Viererbande“, die selbst nach der Macht greifen wollte und in den 1970er Jahren maßgeblich das Land in die blutige Kulturrevo­lution trieb. Nach Maos Tod wurde sie verhaftet und zum „Tod auf ­Bewährung“ verurteilt. 1991 beging sie Selbstmord. Alle folgenden First Ladys mieden die Öffentlichkeit und blieben im Hintergrund.

Mit Peng Liyuan dürfte sich das ändern. Seit ihr Mann Vizepräsident ist, tritt sie zwar nicht mehr bei der Neujahrsgala auf; sie will ihn nicht überstrahlen. Von der Bild­fläche ist sie aber nicht verschwunden. Noch bis vor kurzem lehrte sie als Musikprofessorin. Sie bekleidet zahlreiche Ämter im künstlerischem und sozialem Bereich. Und auf ihre künftige Rolle als First ­Lady vorbereitend hat sie jetzt auch das Amt der chinesischen Botschafterin bei der Weltgesundheitsorganisation übernommen. Sie will vor allem die Aufmerksamkeit auf das Schicksal von Kindern mit HIV lenken und ihren Mann bei Auslandsreisen begleiten.

Zensurbehörde hat aufgeräumt

Xi hatte Peng 1986 Jahr kennen­gelernt und sie im Jahr darauf ­geheiratet. Das Paar hat eine 21-jährige Tochter, die unter falschem Namen an der US-Elite-Uni Harvard studiert. Über ihr erstes Treffen mit dem zehn Jahre älteren Xi gibt es zwei Versionen: In einem Interview, das bis vor kurzem noch im Internet kursierte, sagte Peng, sie fand Xi am Anfang zu alt und hölzern. Auch wollten ihre Eltern keinen Parteikader als Schwiegersohn. Inzwischen haben Chinas Zensurbehörden aufgeräumt. Das Interview ist nicht mehr zu finden. Stattdessen heißt es offiziell: Es war Liebe auf den ersten Blick.