Berlin. Deutsche Soldaten kommen immer häufiger traumatisiert vom Auslandseinsatz zurück. Allein im vergangenen Jahr waren 245 Heimkehrer betroffen. Besonders gefährdet sind die Einsatzkräfte in Afghanistan.

Die Zahl der Bundeswehrsoldaten, die traumatisiert von einem Auslandseinsatz zurückkommen, wächst sprunghaft. Wie das Verteidigungsministerium auf eine Anfrage der FDP-Abgeordneten Elke Hoff bekanntgab, leiden vor allem Soldaten, die in Afghanistan stationiert waren, an den psychischen Folgen von Gewalterfahrungen. In den Jahren 2006 bis 2008 waren insgesamt 477 Soldaten betroffen.

ISAF-Soldat der Bundeswehr bei einem Patroillengang nahe Feyzabad in Afghanistan. Foto: ap
ISAF-Soldat der Bundeswehr bei einem Patroillengang nahe Feyzabad in Afghanistan. Foto: ap © AP

Der Antwort zufolge, die der AP vorlag, stieg die Zahl der Soldaten, die an einer «posttraumatischen Belastungsstörung» (PTBS) leiden, von 83 im Jahre 2006 auf 149 im Jahre 2007 und auf 245 im vergangenen Jahr. Damit hätten sich die Zahlen von Jahr zu Jahr fast verdoppelt.

Bessere Hilfe für Betroffene

Die meisten psychischen Folgeschäden trugen Soldaten davon, die in Afghanistan eingesetzt waren. Dort stieg die Zahl von 55 im Jahre 2006 auf 130 im Jahre 2007 auf 226 im vergangenen Jahr. Laut Ministerium entspricht die Gesamtzahl von 477 Fällen in den vergangenen drei Jahren bei fast 62.000 Soldaten im Einsatz einer Häufigkeit von 0,77 Prozent.

Die «Süddeutsche Zeitung», die ebenfalls über die Antwort des Verteidigungsministeriums berichtete, führte zum Vergleich an, dass in den Streitkräften der USA oder skandinavischer Länder dieser Wert vier bis fünf Prozent betrage. In einem gemeinsamen Antrag von SPD und CDU heiße es, dass für die Bundeswehr Handlungsbedarf bestehe und bessere Hilfe für Betroffene nötig sei. Der Antrag solle kommende Woche im Bundestag verabschiedet werden.

"Je früher, desto besser"

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat die Betroffenen zu rascher Inanspruchnahme von psychologischer Hilfe ermuntert. Die Soldaten sollten bereits erste Symptome einer posttraumatischen Störung sehr ernst nehmen und umgehend einen Arzt aufsuchen oder andere Hilfe von Experten in Anspruch nehmen, «je früher, desto besser», sagte Jung am Dienstag in Leipzig. Er kündigte den Aufbau eines Forschungs- und Kompetenzzentrums an, um Bundeswehrsoldaten mit dem sogenannten Rückkehrer-Trauma besser betreuen zu können. Das Vorhaben sei jedoch noch in der Vorbereitung. Details über Standort oder Personal nannte Jung am Dienstag nicht. (ap/ddp)

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