Dortmund. . So viel Gewalt gab es lange nicht mehr. Schalker und Dortmunder Ultras randalierten. Ziel ihrer Angriffe waren auch Polizisten und ganz normale Fans. Die Bilanz: Elf Verletzte, darunter acht Polizeibeamte, 163 Schalker und 17 BVB-Anhänger in Gewahrsam.
Elf Verletzte, darunter acht Polizeibeamte, 163 Schalker und 17 BVB-Anhänger in Gewahrsam: Das ist die Bilanz der Polizei nach den Krawallen rund um das 141. Revierderby am Samstag in Dortmund. 1200 Einsatzkräfte versuchten, die diesmal wesentlich aggressivere Stimmung in Bahnen zu lenken und die verfeindeten Gruppen voneinander zu trennen.
Wie beurteilt Dortmunds Polizei die Randale?
Die Einsatzleitung sprach von „massiven gewalttätigen Auseinandersetzungen wie lange nicht mehr“. Die Krawall-Suchenden seien konspirativ angereist und gezielt vorgegangen. Nach gegenseitigen Provokationen waren in erster Linie Revierrivalen das Ziel, doch machten sie auch keinen Halt vor Unbeteiligten oder Polizisten. Die setzten oft Pfefferspray ein. Die Behörde will die „gravierenden Straftaten“ konsequent verfolgen und stellte Strafanzeigen wegen – teils gefährlicher – Körperverletzung, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz (Pyrotechnik) und Beleidigung.
Von wem ging die Gewalt aus?
Laut Polizei gingen die Krawalle von teils vermummten Anhängern aus Ultra-Gruppen beider Lager aus, auch wenn mehrheitlich Schalker Anhänger, bei denen etwa Pyrotechnik, Bengalos, Handfackeln, Pfefferspray, Sturmhauben und Beißschienen sichergestellt wurden, in Gewahrsam kamen. Auch Sympathisanten der Borussia suchten den Konflikt, selbst gegenüber echten BVB-Fans gingen sie nicht zimperlich zu Werke und schlugen ihnen Handys oder Kameras aus der Hand.
Wo und wann kam es zu den Auseinandersetzungen?
Die Auseinandersetzungen begannen am frühen Mittag in der sogenannten „Anmarschphase“ im Kreuzviertel, wo etwa 100 Schalker randalierten. Größere Gruppen beider Lager stießen dann auf dem Stadionvorplatz aufeinander, die Polizei verhinderte mit Pfefferspray, dass trotz des Glasverbots Wurfgeschosse wie Flaschen Schlimmeres anrichteten.
Besonders heikel war der Weg der Gäste-Fans, die am Signal-Iduna-Halt aus den Sonderzügen ausstiegen und von dort in Polizeibegleitung zur Nordtribüne geführt wurden. Bei gegenseitigen Provokationen rissen die Schalker fast einen Metallzaun nieder, was die Einsatzkräfte kurzzeitig mit einem Wasserwerfer verhinderten. BVB-Anhänger wiederum, nur unzureichend durch Absperrungen abgetrennt, griffen u.a. mit Pflastersteinen an und verletzten damit Polizeipferde.
Auch 300 Bundespolizisten, von denen einige während des Spiels 150 Schalker „Problemfans“ nach Gelsenkirchen zurück begleiteten, mussten am Abend nach dem Derby bei Auseinandersetzungen am Hauptbahnhof und in U-Bahn-Haltestellen eingreifen und zahlreiche Platzverweise aussprechen.
Wie war es im Stadion?
Neben dem Abbrennen von Pyrotechnik provozierten Schalker Fans durch ein geklautes BVB-Banner. Die Polizei musste daraufhin aufgebrachte Dortmunder an dem Versuch hindern, auf den entsprechenden Block der Nordtribüne zu gelangen. Die Täter wurden, wie den ganzen Tag über, gefilmt.
Dortmunder sollen die Gaststätte „Flora“ in Stadionnähe demoliert haben. Was sagen die Pächter?
Völlig verwundert reagierte Betreiberin Freyja Hady-Mtier auf die Meldung der Polizei, dass bei ihr am Sonnenblick das Mobiliar zerlegt worden sein und als Wurfgeschoss ein Polizeifahrzeug beschädigt haben soll. „Bei uns ist nichts kaputt gegangen, auch im Biergarten nicht“, sagte sie auf Anfrage. „Was draußen auf der Straße passiert ist, kann ich nicht beurteilen.“
Gibt es Kritik am Einsatzkonzept der Polizei?
Die Einsatzleitung um Dieter Keil, der das „besonnene und professionelle Verhalten“ der Polizisten lobte, fühlt sich in ihrer zuvor geäußerten Gewalteinschätzung bestätigt und beklagt seitens der Ultras „eine Ignoranz der geltenden Gesetze und der im Fußball anerkannten Regeln“. Für Polizeidirektor Michael Stein war der Einsatz schwierig, da sich speziell Gästegruppen von teils bis zu 600 gewaltbereiten Fans zusammenfanden. „Wir konnten nicht überall so präsent sein wie nötig.“ Polizisten kritisierten im kleinen Kreis, dass der Weg der Schalker vom Stadionbahnhof aus ungenügend gesichert war.