Berlin. . Der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück steht ganz oben in der Riege der Festredner und Nebenbei-Jobber. Doch neun Koalitions-Abgeordnete komplettieren die ersten zehn Plätze. Die Debatte um mehr Transparenz bei Zusatz-Honoraren dreht nun wieder in Richtung „Vorsicht - gläserner Abgeordneter“.
Neue Wende in der Debatte um Nebenverdienste von Bundestagsabgeordneten: Während SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück genauere Angaben zu seinen Zusatzeinkünften verspricht, wehren sich andere Top-Verdiener gegen mehr Transparenz. Ex-Forschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) sagte, er sehe keinen Regelungsbedarf, auch Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs lehnte die Veröffentlichung konkreter Verdienstsummen ab.
Kein Zufall: Beide profitieren besonders von der jetzigen Regelung. Nach einer Auflistung des Internet-Portals Abgeordnetenwatch führt Peer Steinbrück zwar die Liste der Spitzenverdiener an; seit 2009 verdiente er mit Vorträgen vor Unternehmen mindestens 700 000 Euro dazu.
Unter den Top Ten dieser Wahlperiode folgen dann aber neun Koalitionsabgeordnete: Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bezog rund 550 000 Euro vorwiegend für Beratertätigkeiten, sein Parteifreund Heinz Riesenhuber kam auf 380 000 Euro, vor allem durch Posten in diversen Aufsichtsräten. Der CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke bezog von Versicherungen und als Ärztefunktionär mindestens 315 000 Euro nebenher.
22 Millionen Euro nebenbei seit der letzten Wahl
Es folgen der Berliner CDU-Politiker Frank Steffel (über 288 000 Euro), CDU-Mann Peter Wichtel (220 000 Euro), Unionsfraktions-Agrarsprecher Franz Holzenkamp (über 213 000 Euro) , sein CDU- Agrarkollege Norbert Schindler (über 211 000 Euro), FDP-General Patrick Döring (über 184 500 Euro) und Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (über 155 000 Euro).
Insgesamt verdienten den Berechnungen zufolge Parlamentarier in dieser Wahlperiode schon über 22 Millionen Euro nebenher. Die SPD will nach den Worten von Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier in dieser Woche einen Vorschlag zur Verschärfung der Transparenzregeln vorlegen. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) meldete allerdings Bedenken an: Den gläsernen Abgeordneten könne sich niemand ernsthaft wünschen, sagte er.