Berlin. Rentner in Deutschland mussten in den vergangenen zwölf Jahren einen Kaufkraftverlust von rund 20 Prozent wegstecken. Das hat die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken zugegeben. Das Problem betrifft gleichermaßen Ost- und West-Rentner.

Seit der Jahrtausendwende haben die Rentner in Deutschland etwa ein Fünftel ihrer Kaufkraft verloren. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, aus der die "Thüringer Allgemeine" am Wochenende zitierte. Demnach sank die Kaufkraft der Rentner im Osten um knapp 22 Prozent, im Westen um rund 17 Prozent.

Die durchschnittlichen Auszahlungen an die Rentner nach Abzug aller Sozialbeiträge lagen den Angaben zufolge in den alten Bundesländern zuletzt bei 1062 Euro und in den neuen Ländern bei 1047 Euro. Damit stiegen die Auszahlbeträge absolut in den alten Ländern seit 2000 um 17 Euro, während sie im Osten um 23 Euro sanken. Gleichzeitig stiegen im selben Zeitraum die Verbraucherpreise aber um etwa 20 Prozent. Dies erklärt den großen Kaufkraftverlust von 17 beziehungsweise 22 Prozent.

Nahles fordert stärkere Bekämpfung der Erwerbsarmut

Angesichts der Entwicklung kritisierten Oppositionspolitiker die Bundesregierung. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles forderte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu einer verstärkten Bekämpfung von "Erwerbsarmut" auf. "Höhere Löhne im Arbeitsleben führen zu höheren Renten im Alter", sagte sie der "Welt am Sonntag". Nötig seien ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn, eine Stärkung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen, gleicher Lohn für Männer und Frauen sowie für Leih- und Stammarbeiter, forderte Nahles.

Linken-Parteichef Bernd Riexinger forderte in der "Thüringer Allgemeinen", die "Abwärtsspirale bei den Renten" müsse gestoppt werden. "Vor allem im Osten droht eine Lawine der Altersarmut", sagte er der Zeitung. Die Renteneinheit müsse schrittweise bis 2017 kommen, forderte Riexinger.

Koaltition ringt um Rentenkonzept

Die schwarz-gelbe Koalition ringt seit Monaten um ein Rentenkonzept. Von der Leyen will mit ihrem Modell einer Zuschussrente, das eine Aufstockung der Rentenbezüge von Geringverdienern auf bis zu 850 Euro vorsieht, die Altersarmut bekämpfen. Das Vorhaben stößt aber auf Kritik in den eigenen Reihen, während Opposition und Gewerkschaften die Bemühungen der Ministerin für nicht ausreichend halten. (afp)