Gute Arbeitslosenzahlen bringen für den Wahlkämpfer Barack Obama eine missratene Woche doch noch zu einem guten Ende. Am Freitag veröffentlichte das US-Arbeitsministerium einen Durchbruch für den Präsidenten: mit 7,8 Prozent sank die Arbeitslosenrate nicht nur auf den niedrigsten Wert seit seinem Amtsantritt vor fast vier Jahren, sie sank auch unter die psychologisch wichtige acht Prozent Hürde.
Washington (dapd). Gute Arbeitslosenzahlen bringen für den Wahlkämpfer Barack Obama eine missratene Woche doch noch zu einem guten Ende. Am Freitag veröffentlichte das US-Arbeitsministerium einen Durchbruch für den Präsidenten: mit 7,8 Prozent sank die Arbeitslosenrate nicht nur auf den niedrigsten Wert seit seinem Amtsantritt vor fast vier Jahren, sie sank auch unter die psychologisch wichtige acht Prozent Hürde. Kein US-Präsident ist seit der Großen Depression in den dreißiger Jahren jemals mit über acht Prozent Arbeitslosigkeit wiedergewählt worden. Zuvor lag der Wert noch bei 8,1 Prozent.
Die neuen Zahlen könnten eine Rückbewegung des Gunst-Pendels auf Barack Obamas Seite bewirken. Beim TV-Duell gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney am Mittwoch hatte der Präsident nach Einschätzung der Analysten eine schlechte Figur abgegeben. Beide Kampagnen stehen mit der Veröffentlichung der Zahlen vom Freitag vor einen Wendepunkt. Romney hat Obama lange Unfähigkeit bei der Schaffung neuer Jobs vorgeworfen. Zu den aktuellen Zahlen sagte er, das "sieht nicht nach einem echten Aufschwung aus".
Schlechte Zahlen schadeten Beliebtheit Obamas nicht
Im vergangenen Monat kamen die ungünstigeren Zahlen einen Tag nach Obamas Nominierungsrede auf einem Parteitag der Demokraten. Dem nachfolgenden Anstieg seiner Beliebtheit in den Umfragen haben sie damals nicht geschadet. Auch bei der Frage, wer besser geeignet sei, neue Jobs zu schaffen, wurde er mit Romney gleichauf beurteilt.
Die Arbeitslosenrate bewegte sich seit Januar diesen Jahres zwischen 8,1 und 8,3 Prozent, nachdem sie zuvor im Jahr 2011 zehn Monate lang zwischen 8,9 und 9,1 Prozent gelegen hatte. Experten waren davon ausgegangen, dass die Rate auch dieses Mal wieder bei 8,1 Prozent liegen würde, was Romney weitere Möglichkeiten für Attacken auf den Präsidenten eröffnet hätte. Sicherlich mit diesen Prognosen im Hinterkopf hatten Vertreter der Obama-Kampagne vor Bekanntgabe der Zahlen noch erklärt, der positive Trend sei wichtiger als die genauen Zahlen.
Romneys Wahlkampf hatte durch ein heimlich mitgeschnittenes Video von einem Auftritt vor schwerreichen Spendern stark gelitten. Vor der illustren Runde hatte er 47 Prozent der Wähler als Sozialschmarotzer abqualifiziert, die sich als Opfer sehen und nur auf den Staat verlassen würden. Bei dem konservativen Sender Fox hat er sich davon nun erstmals eindeutig distanziert. Während einer Kampagne mit Hunderten oder Tausenden Reden und Fragen-und-Antwort Sessions könne es gelegentlich passieren, dass etwas nicht richtig raus käme, sagte Romney und fuhr fort: "In diesem Fall habe ich etwas gesagt, das absolut falsch war." Und er ergänzte, dass er in seinem Leben gezeigt habe, dass er sich um die 100 Prozent kümmere.
Obama bezweifelt Romneys Aufrichtigkeit
Obama hatte den Romney-Schnitzer weder beim TV-Duell, das er verloren hat, noch danach offensiv aufgegriffen. Doch sein Team kündigte jetzt Anpassungen des Wahlkampfes an, von denen es am Donnerstag (Ortszeit) gleich einen Vorgeschmack gab. Bei Wahlkampfauftritten in Denver und Madison versuchte er durch eine Offensive in der Gunst der Wähler wieder in Führung zu gehen. Der Amtsinhaber griff dabei seinen republikanischen Kontrahenten direkt an und stellte dessen Aufrichtigkeit bei der TV-Debatte vom Vortag infrage.
Nach einer AP-GfK Umfrage hat sich die Mehrheit der Amerikaner bereits auf einen der Kandidaten festgelegt, lediglich 17 Prozent schwanken noch oder lassen sich vielleicht noch umstimmen. Auf neuen Staaten konzentriert sich der Wahlkampf inzwischen, weil dort noch kein eindeutiger Trend für einen der beiden Kandidaten festgestellt wurde. Dort wird die Wahl entschieden. Die nächste TV-Debatte soll am 16. Oktober stattfinden und nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl am 6. November wird es erneut Zahlen vom Arbeitsministerium geben. Der Kampf um das Präsidentenamt in den USA ist wieder deutlich spannender geworden.
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