Münster. . Der frisch gebackene Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat sich umgehend einem Parteitag der NRW-SPD präsentiert. Mit ihr hatte er 2005 eine Wahl verloren. Die bange Frage in Münster: Wie würde er bei den Genossen ankommen?

Der Zufall hätte nicht besser Regie führen können. Am Tag 1 nach seiner Vorstellung als künftiger Kanzlerkandidat der SPD stand für Peer Steinbrück der erste große Stimmungstest an der Basis an. Beim Parteitag des größten Landesverbandes feierte ihn die NRW-SPD für eine kämpferischen Rede. „Wir setzen eindeutig auf Sieg und nicht auf Platz“, rief er unter dem Beifall der 490 Delegierten, „und wir wollen Rot-Grün.“

„Ich werbe um euer Vertrauen – meines habt ihr“, sagte Steinbrück in für ihn typischer Manier. Zwei Botschaften hatte der neue Hoffnungsträger der SPD für die Bundestagswahl 2013 dem Parteitag übermittelt. Skeptiker am linken Flügel bediente er mit einem klaren Bekenntnis zu sozialer Gerechtigkeit und zur Reichensteuer: „Wir wollen nicht alle Steuern für alle erhöhen, sondern mache Steuern für einige.“

Es reicht nicht, nur die Partei zu überzeugen

Zweitens erbat Steinbrück für sich im Wahlkampf „etwas Beinfreiheit an der einen oder anderen Stelle“ – damit ließ er die Genossen aufhorchen. Denn wer Kanzler werden wolle, sagte er, müsse 62 Millionen Menschen erreichen und nicht nur 500 000 SPD-Mitglieder. Nur wenn der Kandidat zum Programm passe und umgekehrt, nur wenn die SPD geschlossen agiere, könne sie gewinnen. „Frau Merkel wird versuchen, unsere Anhänger zu demobilisieren“, sagte er und warnte die Partei davor, sich einlullen zu lassen.

Eindringlich warb Steinbrück, der für sich erneut ein Ministeramt in einer Regierung Merkel ausschloss, um die Gunst der Parteifreunde in ganz NRW. Mehrfach berief er sich auf Parteichefin Hannelore Kraft, die mit dem Rekordergebnis von 99,08 Prozent wieder­gewählt wurde. Steinbrück würdigte ihre Politik der sozialen Prävention und verteilte Komplimente an die Basis.

Kraft sagt ihm volle Unterstützung zu

Kraft sagte ihm in ihrer Rede die Unterstützung des Landesverbands zu. Ab sofort befinde sich die SPD wieder „im Wahlkampfmodus“, sagte sie. Der Wahlsieg in NRW habe der ganzen Partei neuen „Schub“ verliehen, um die „blut- und inhaltsleere Bundesregierung“ abzulösen. Deutschland müsse besser und gerechter regiert werden. „Frau Merkel sitzt alles aus kommt einfach nicht zu Potte“, sagte Kraft, „deshalb ist ihre Zeit abgelaufen“.

Delegierte zeigten sich angetan von Steinbrücks Rede. Er habe aus früheren Fehlern gelernt und sei mit seinen Positionen zur Finanzmarkt-Krise oder zum Mindestlohn „absolut tragbar“ für den Gewerkschaftsflügel, meinte der Sozialpolitiker Günter Garbrecht. „Deshalb ist er der richtige Mann.“

„Der ist Sozi durch und durch“, sagt Franz Müntefering

Lob kam vom ehemaligen Vizekanzler Franz Müntefering. „Er hat absolut die Qualität, dieses Land zu regieren“, sagte er über Steinbrück, „der ist ein Sozi durch und durch.“ Steinbrück wisse aber auch „wie Helmut Schmidt“, dass man die ganze Breite der Politik brauche, um bestehen zu können.

Bei den Wahlen zum Vize-Parteivorsitz erzielte die Essenerin Britta Altenkamp das beste Ergebnis. Ebenfalls gewählt wurden Marc Herter (Hamm), Thorsten Klute (Gütersloh) und Jochen Ott (Köln). Neuer Generalsekretär wurde André Stinka (Coesfeld).