Nach zehn Jahren Haft ist der letzte westliche Insasse des Gefangenenlagers Guantanamo in sein Heimatland Kanada zurückgekehrt.
Toronto (dapd). Nach zehn Jahren Haft ist der letzte westliche Insasse des Gefangenenlagers Guantanamo in sein Heimatland Kanada zurückgekehrt. Der 26-jährige Omar Khadr sei am Samstag auf einem Militärstützpunkt gelandet und in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Provinz Ontario verlegt worden, sagte der kanadische Minister für öffentliche Sicherheit, Vic Toews. 2010 hatte Khadr sich schuldig bekannt, in Afghanistan einen US-Soldaten mit einer Handgranate getötet zu haben, und wurde zu acht Jahren Haft verurteilt.
Khadr war erst 15, als er 2002 in Afghanistan gefangen genommen und in das Gefangenenlager auf Kuba gebracht worden war, wo die US-Regierung nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Terrorverdächtige internierte. "Omar Khadr wurde in Kanada geboren, und er ist kanadischer Staatsbürger", sagte Toews. Deshalb habe er auch das Recht, nach Kanada zurückzukommen.
Der Minister betonte aber, dass die US-Regierung den Transfer angestoßen habe. Die kanadische Regierung von Ministerpräsident Stephen Harper hatte sich bisher geweigert, die Auslieferung Khadrs, die seit fast einem Jahr möglich gewesen wäre, selbst zu beantragen. Nach kanadischem Recht habe das Land ihn jetzt aber nicht abweisen können, sagte Toews.
Auch Familie in Terrorismus verwickelt
"Omar Khadr ist ein bekannter Unterstützer des terroristischen Netzwerks der Al-Kaida und ein verurteilter Terrorist", sagte der Minister weiter. Er forderte eine strenge Überwachung, sollte Khadr auf Bewährung freikommen. Toews verwies darauf, dass auch Khadrs Vater in terroristische Aktivitäten verwickelt sei und seine Mutter und seine Schwester das begrüßten.
Das US-Verteidigungsministerium bestätigte den Transfer und erklärte, damit verblieben noch 166 Häftlinge in Guantanamo. Menschenrechtsorganisationen kritisierten, dass Khadr in einem so jungen Alter überhaupt nach Guantanamo gebracht wurde.
Freilassung auf Bewährung möglich
Bereits im Frühjahr 2013 könnte Khadr eine Freilassung auf Bewährung beantragen, erklärte sein Anwalt John Norris. "Er ist glücklich, zu Hause zu sein", sagte er über seinen Mandanten. Seine Rückkehr nach Kanada komme jedoch zehn Jahre zu spät.
Seine Verteidiger haben angeführt, Khadr sei von seinem Vater, einem mutmaßlichen Financier der Al-Kaida, zum Kampf gegen die amerikanischen Soldaten in Afghanistan gedrängt worden. Der in Ägypten geborene Vater kam 2003 ums Leben, als pakistanische Militärhubschrauber ein Haus beschossen, in dem er sich mit Al-Kaida-Vertretern traf. Khadrs jüngerer Bruder lebt in Toronto. Bei dem Angriff auf seinen Vater erlitt er eine Schusswunde und ist seitdem gelähmt.
© 2012 AP. All rights reserved