Essen. . Familienministerin Kristina Schröder plant die Berufspause für Oma und Opa. Aber sind die nicht eh in Rente? Und lieber auf Reisen, als sich um die Enkelkinder zu kümmern? Die Soziologie weiß Antwort.
Meinungsverschiedenheiten sind keine Seltenheit, wenn Eltern und Großeltern sich um die Kinder kümmern. Es fängt bei der Schokolade an und hört bei der Selbstwahrnehmung nicht auf: Zwei Drittel der Großeltern behaupten, dass sie sich in der Betreuung ihrer Enkel engagieren. Das bestätigt aber nur ein Drittel der Eltern. Klärungsbedarf? Die Soziologie gibt Antwort auf verbreitete Missverständnisse.
Vorlesen? Die Älteren wollen heute doch viel lieber reisen als Kinder zu betreuen.
Unsinn. Schon bei den 40- bis 54-Jährigen halten 92 Prozent die Großelternschaft für wichtig oder sehr wichtig. In der Altersgruppe darüber steigt der Wert sogar noch auf 95 Prozent. Es gibt allerdings große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Den Frauen sind Enkelkinder laut Umfrage wichtiger als den Männern.
Wozu jetzt eine Großelternzeit? Die meisten Omas und Opas sind doch sowieso in Rente.
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Falsch. Wenn man davon ausgeht, dass die Deutschen bei der Geburt ihres ersten Kindes 25 bis 35 Jahre alt sind, dann werden sie im Alter zwischen 50 und 70 Großeltern. Längst nicht jeder ist also in Rente. „Immerhin 24 Prozent der Großeltern, die Ihre Enkel einmal im Monat oder öfter betreuen, sind erwerbstätig“, sagt Robert Naderi vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
Junge Familien ziehen heute weit weg von den Großeltern.
Ja, aber nicht alle: Ab etwa zwei Stunden Fahrt ist eine regelmäßige Betreuung kaum noch möglich. So weit weg wohnen aber nur etwa zehn Prozent der Enkel. Zwei Drittel hingegen haben ihre Großeltern sogar in derselben Gemeinde wohnen – beste Voraussetzung für Betreuung durch Oma und Opa.
So wichtig wie die Politik nun vorgibt, ist der Beitrag der Großeltern nun auch wieder nicht.
Das mag in vielen Familien zutreffen – aber was ist, wenn die Familie zerbricht? „Für die Alleinerziehenden“, sagt Walter Biel vom Deutschen Jugendinstitut, „ist die Unterstützung der Großeltern ganz wichtig.“
Ist es überhaupt gut, wenn Kinder mehr von den Großeltern betreut werden?
Vor zwei Jahren fanden britische Kinderärzte heraus: Unter Kindern, die von ihren Großeltern betreut werden, gab es 34 Prozent mehr Übergewichtige als unter denen, die in die Krippe gingen. Also Vorsicht mit der Schokolade! Aber bitte keinen Streit. „Es ist gut, wenn Kinder in unterschiedlichen Kontexten aufwachsen, in denen ihnen unterschiedliche Regeln gesetzt werden“, sagt der Soziologe Biel. „Allerdings dürfen sich Eltern und Großeltern nicht gegenseitig Vorschriften in Erziehungsfragen machen.“