Merkel, Kohl, Schäuble – die schwarze Troika inszeniert sich, Geburtstage und Jubiläen ­feiernd, so, wie der Altkanzler seine CDU immer sehen wollte: als harmonische „Familje“. Wobei ein Dreieck vielleicht in der Physik eine stabile Veranstaltung ist, in der Politik ist es das nicht. Kohl hat Schäuble nicht zum Kanzler gemacht, Merkel ihn nicht zum Präsidenten. Kohl hat in der Spendenaffäre erst sich selbst erledigt, bevor er von Merkel vom Thron geschubst wurde, um hernach Schäuble mit in diesen Sumpf zu ziehen. Alles in allem eine seltsame „Familje“, in der das persönlich und biografisch Trennende überwiegt.

Kohl, Schäuble und Merkel stilisieren sich als europäische Patrioten

Was sie verbindet ist der Versuch, ein Geschichtsbild zu verankern, in dem alle drei als europäische ­Patrioten erscheinen. Es ist ungewiss, ob das gelingt. Scheitert der Euro – was wir nicht hoffen – stehen alle drei plötzlich als tragische ­Figuren da, die es gut meinten und schlecht machten. Schafft es der Euro, gebührt ihnen der Ruhm.

Auch interessant

Vielleicht sind die Feierlichkeiten auch der Versuch, Helmut Schmidt das Feld des „elder statesman“ nicht allein zu überlassen. Das wäre verwegen. Kohl hat über die Spenden, den Selbstmord seiner Frau, den Bruch mit dem Sohn und seine polarisierende Persönlichkeit die Chance auf eine Vorbildrolle verwirkt. Schäuble, der ein intellektu­elles Staatsoberhaupt abgegeben hätte, bleibt der Tagespolitik verhaftet. Und Merkel ist wohl zu nüchtern für eine solche Rolle. Allenfalls bleibt der CDU der Trost, dass die Bewunderung der meisten Deutschen für Schmidt der SPD wenig nutzt (jedoch einen Kanzlerkandi­daten Steinbrück beflügeln würde).

Unbestreitbar bleibt Kohls und Schäubles Verdienst um Deutschlands Einheit und dessen bleibende Verankerung im Westen. Es war das glückliche Ende der Nachkriegszeit. Kohl sorgte dafür, dass Deutschlands Nachbarn den Koloss in ihrer Mitte nicht als Bedrohung empfanden. Zumindest zeitweise war der Altkanzler der Meinung, seine Nachfolgerin verspiele dieses Erbe. Auch das wird man erst in Jahren wissen. Andere Konflikte als der zwischen Ost- und Westeuropa zogen inzwischen herauf. So viel zum vorher­gesagten Ende der Geschichte.