Berlin. . Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat Helmut Kohl eine Sitzung der Unions-Fraktion im Bundestag besucht. Europa war das Leitmotiv der zehnminütigen Rede des Altkanzlers. „Wir haben gelernt: Wir gehören zusammen“, sagte Kohl. Franktionschef Kauder erklärte: „Sie gehören ganz fest in unsere Mitte.“

Der Applaus hat ihm „wirklich Freude“ gemacht. Vom Empfang, den ihm die Unions-Fraktion bereitete, war Helmut Kohl gerührt. Erstmals seit zehn Jahren war der Altkanzler am Dienstag dort wieder zu Gast. „Hier ist meine Heimat in der CDU/CSU, im Parlament, hier bin ich zu Hause“, sagte er. Für etwa zehn Minuten ergriff er das Wort, gedanklich klar, aber leise, mit brüchiger Stimme, nicht leicht zu verstehen. Vorsorglich hatte er ein Manuskript dabei. Weite Passagen ließ Kohl aus. Das Sprechen kostet Anstrengung. Für den Kraftakt gab es langen, warmherzigen Beifall.

Minutenlang und stehend hatten sie ihm applaudiert, als er im Rollstuhl in den Saal geschoben wurde. „Man hat gespürt, dass die Kollegen ergriffen sind“, erzählte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hinterher. Kohl hat viel abgenommen, das Gesicht ist eingefallen, sein Kinn wirkt spitzer, markanter als zu aktiven Zeiten.

Er trägt einen dunklen Anzug, blaues Hemd, eine gelbe Krawatte. Man wusste nicht genau, in welcher Verfassung er war. Nun sieht die Union dem zweistündigen Feierakt am Donnerstag zuversichtlich entgegen, wenn Angela Merkel ihn ehren wird. Dienstag überließ sie Gastgeber Volker Kauder das Wort.

Von einer „Aussöhnung“ wollte der Fraktionschef nichts wissen. Er tat es als Normalität ab, dass ein früherer Parlamentarier Kollegen besuche. „Sie gehören ganz fest in unsere Mitte“, sagte Kauder. Vor allem würdigte er Kohls Leistungen für die deutsche Einheit und für Europa. Dem Erbe fühle man sich verbunden. Europa war dann auch das Leitmotiv von Kohls kleiner Rede.

„Wir haben gelernt: Wir gehören zusammen“, sagte er. Man brauche mehr Bereitschaft zum Miteinander. „Wir müssen den Frieden bewahren“, fügte er hinzu. Europa, eine Frage von Krieg und Frieden - da klang Kohl am authentischsten. Und so hatte man den Kanzler auch in Erinnerung.