München.. Das Konjunkturbarometer des Münchner Ifo-Instituts ist auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2010. Die schlechte Stimmung der deutschen Wirtschaft belastet nun auch die Börse. Die Bundesbank spricht dennoch von einer stabilen Konkunktur und lobt die Kauflaune der Verbraucher.
Weiterer Rückschlag für die deutsche Wirtschaft: Der Ifo-Geschäftsklimaindex verlor im September den fünften Monat in Folge an Wert. Gegenüber August gab er um 0,9 Zähler auf 101,4 Punkte nach, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. Das wichtige Konjunkturbarometer steht damit auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2010.
„Die bremsenden Einflüsse auf die Konjunktur dominieren weiterhin“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die etwa 7.000 befragten Unternehmen sind erneut mit ihrer aktuellen Geschäftslage weniger zufrieden als im Vormonat. Außerdem blicken sie pessimistischer in die Zukunft, wie Sinn weiter erläuterte.
Die weiter eingetrübte Stimmung in der deutschen Wirtschaft belastete auch die Frankfurter Börse. Der Leitindex Dax verlor in der ersten halben Stunde nach der Veröffentlichung des Ifo-Index 0,44 Prozent auf 7.418 Punkte.
Die Erwartungen sanken zum fünften Mal in Folge
In der Industrie hatte sich das Geschäftsklima nach einer kurzzeitigen Erholung im vergangenen Monat wieder deutlich abgekühlt. „Die Erwartungen an die Entwicklung in den nächsten sechs Monaten sind weiterhin deutlich negativ und sanken nun bereits zum fünften Mal in Folge“, sagte der Ifo-Chef. Ihr künftiges Exportgeschäft bewerten die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes erneut schlechter.
Auch im Bauhauptgewerbe sank der Geschäftsklimaindikator erneut. Die Unternehmen bewerten die aktuelle Lage weniger gut als im August. Ihre Aussicht auf die kommenden sechs Monate trübte sich deutlich ein.
Geschäftsklima im Handel erholt
Im Handel dagegen erholte sich das Geschäftsklima. Ihre aktuelle Lage beurteilen die Einzelhändler besser, ihre Erwartungen nur leicht schlechter als im August. Bei den Großhändlern ist die Tendenz genauso, nur stärker ausgeprägt. So sind sie mit ihrer Geschäftslage „deutlich zufriedener“, wie Sinn erläuterte. Dafür trübten sich die Aussichten für die nächsten sechs Monate auch stärker ein als im Einzelhandel.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe stieg nach drei Rückgängen in Folge im September wieder. Er erhöhte sich gegenüber dem vergangenen Monat um 1,4 Zähler auf 14,1 Punkte. Die Lage verbesserte sich deutlich. Die Erwartungen gaben nur leicht nach.
Der Konjunkturindikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim war in der vergangenen Woche erstmals seit März wieder gestiegen. Er verbesserte sich im Vergleich zum September von minus 25,5 auf minus 18,2 Punkte. Für eine bessere Stimmung unter den befragten Finanzmarktexperten hatten die Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank und die Billigung des Euro-Rettungsfonds ESM durch das Bundesverfassungsgericht gesorgt.
Bundesbank: Kauflaune stützt Wirtschaft
Die Bundesbank rechnet wegen der robusten Industrieproduktion und des anhaltenden Baubooms nicht mit einer Rezession. Beides spreche dafür, „dass die Konjunktur in Deutschland vorerst ihren verhalten aufwärtsgerichteten Kurs fortsetzt“, schrieb sie in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Auch die gute Kauflaune der Verbraucher stütze die Wirtschaft. Für die kommenden Monate sieht die Bundesbank aber mehr Risiken als Chancen. „Die Perspektiven für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind nach wie vor von großer Unsicherheit geprägt.“
Zwar habe die Industrie im Juli das durchschnittliche Niveau des ersten Halbjahres gehalten. „Die Unternehmen haben ihre Geschäftserwartungen aber im August von einem bereits gedrückten Niveau nochmals spürbar zurückgestuft“, warnen die Bundesbanker. Zudem fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes deutsches Konjunkturbarometer im September überraschend den fünften Monat in Folge.
Spuren am Arbeitsmarkt
„Auch am Arbeitsmarkt werden Spuren einer schwächeren Konjunktur sichtbar“, schrieb die Bundesbank. Zuletzt war die Zahl der Arbeitslosen überraschend deutlich gestiegen. Große Unternehmen wie die Deutsche Bank wollen Stellen streichen, Opel schickt mehr als 10.000 Beschäftigte tageweise in Kurzarbeit.
Das Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen, im ersten Vierteljahr um 0,5 Prozent. Für das zu Ende gehende Sommerquartal befürchtet die Industriestaaten-Organisation OECD eine leichte Rezession. Das gewerkschaftsnahe IMK-Institut beziffert das Rezessionsrisiko auf 30 Prozent.