Berlin. . Mehr als 75 Prozent der an einer Urabstimmung beteiligten Haus- und Fachärzte stimmten für temporäre Streiks. „Wir sind kampfbereit“, sagte der Sprecher der Allianz Deutscher Ärzteverbände, Dirk Heinrich. Massive Kritik am Vorgehen der Ärzte äußerte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung.

Patienten müssen noch in diesem Monat mit langen Wartezeiten beim Arzt oder gar mit verschlossenen Praxistüren rechnen. Im Honorarstreit mit den Krankenkassen haben sich 75 Prozent der beteiligten Haus- und Fachärzte in einer Urabstimmung für zeitweilige Praxisschließungen ausgesprochen, falls es nicht mehr Honorar gibt als bislang vorgesehen. Dazu aufgerufen hatten rund 30 freie Ärzteverbände. Knapp die Hälfte der 103.000 angeschriebenen Mediziner hatte sich an dem Votum beteiligt.

„Wir sind kampfbereit“, sagte der Sprecher der Allianz Deutscher Ärzteverbände, Dirk Heinrich. So stimmten 96 Prozent der Mediziner, die sich an der Urabstimmung beteiligten, für Protestmaßnahmen in allgemeiner Form.

Angebotene Honorarerhöhung "unwürdig"

Damit wollen sie gegen die jüngst vorgesehene Honorarsteigerung von 0,9 Prozent vorgehen. Heinrich bezeichnete das Plus als „unwürdig“ und „unverschämt“. Die Mediziner fordern elf Prozent mehr Lohn – also zusätzliche 3,5 Milliarden Euro – wegen gestiegener Praxiskosten. Die Krankenkassen wiederum wollen die Honorare um 2,2 Milliarden Euro absenken. Sie behaupten, dass die Ausgaben der Praxen weniger stark gestiegen sind als die Einnahmen und prangern die ungleiche Verteilung des Geldes innerhalb der Ärzteschaft an.

Am Samstag soll es erneut Verhandlungen zwischen dem GKV-Spitzenverband und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zu den Honoraren geben. Heinrich forderte eine „substanzielle Erhöhung“ und drohte andernfalls mit raschen Konsequenzen. Auch Praxisschließungen könnten eine „große Rolle“ spielen. Denkbar sei auch, dass die Praxen bestimmte Leistungen nicht mehr anbieten oder Termine nicht mehr vergeben würden. Dies könnte zu langen Wartezeiten führen.

Am Montag wird das weitere Vorgehen abgestimmt

Wie die Protestaktionen im Detail ablaufen könnten, ist aber noch unklar. Am kommenden Montag wollen die Ärzteverbände zunächst die möglichen Ergebnisse der Verhandlungsrunde abwarten und dann über ihr weiteres Vorgehen abstimmen.

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Massive Kritik am Vorgehen der Ärzte äußerte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung. „Ich bin maßlos enttäuscht, dass der Konflikt auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden soll“, sagte Wolfgang Zöller (CSU) der „Passauer Neuen Presse“. Es dürfe nicht sein, dass die Kassen und Ärzte ihren Honorarstreit zulasten unbeteiligter Dritter austrügen.