Bengasi. Demonstranten in der libyschen Stadt Bengasi haben die US-Botschaft angegriffen. Dabei wurde der US-Botschafter getötet. Auslöser für die Gewalt ist ein US-Film, in dem angeblich der Prophet Mohammed beleidigt wird. Die Übergangregierung ist offenbar gegen derartige Ausschreitungen machtlos.

Bei gewaltsamen Protesten gegen diplomatische Vertretungen der USA in Ägypten und Libyen ist am Dienstag der US-Botschafter und drei Konsulatsmitarbeiter getötet worden. Er starb nach Angaben von US-Außenministerin Hillary Clinton bei einem Angriff auf das Konsulat in der zweitgrößten libyschen Stadt Bengasi durch einen Raketenangriff. Zuvor waren in Kairo Demonstranten die Mauern der US-Botschaft hochgeklettert und hatten die US-Flagge abgerissen und verbrannt.

Auslöser der Tumulte ist nach Auskunft von Demonstranten ein US-Film, in dem der Prophet Mohammed beleidigt werde.In Bengasi eröffneten nach Angaben der libyschen Behörden am Abend Unbekannte mit Gewehren das Feuer auf das US-Konsulat. "Die libyschen Sicherheitskräfte gerieten unter heftiges Feuer und waren auf die Intensität des Angriffs nicht vorbereitet", sagte ein Sprecher von Libyens Oberstem Sicherheitskomitee.

Proteste in Kairo

Augenzeugen beobachteten Plünderer auf dem verlassenen Gelände des US-Konsulats, die Tische, Stühle und Waschmaschinen forttrugen. Gewehrschützen feuerten auf die Gebäude, andere warfen selbst gebastelte Sprengsätze auf das Gelände, wo kleinere Feuer brannten. Zuvor war es zu den Protesten in Kairo gekommen. Dort versammelten sich etwa 2000 Demonstranten. "Dieser Film muss sofort verboten werden, und es sollte eine Entschuldigung folgen", sagte ein 19-Jähriger.

Ein Demonstrant vor der in Flammen stehenden amerikanischen Botschaft in Bengasi.
Ein Demonstrant vor der in Flammen stehenden amerikanischen Botschaft in Bengasi. © Reuters/Esam Al-Fetori

Im Zentrum der Vorwürfe steht der christliche Pastor Terry Jones, der im Jahr 2010 Proteste in Afghanistan ausgelöst hatte mit der Drohung, den Koran zu verbrennen. Jones erklärte, anlässlich des 11. Jahrestags der Anschläge des 11. September 2001 ein Video veröffentlicht zu haben. Darin werde Werbung für einen Film gemacht, der den Propheten in "satirischer" Weise porträtiere.

Viele Muslime empfinden die Darstellung Mohammeds als beleidigend

In der Al-Ashar-Moschee in Kairo wurde ein "symbolischer" Prozess gegen den Propheten verurteilt, den eine US-Gruppe um Jones organisiert habe. US-Medienberichten zufolge trägt der Film den Titel "Die Unschuld der Muslime". Er werde von Jones beworben und sei von einem israelisch-amerikanischen Immobilienentwickler produziert worden. Viele Muslime empfinden jedwede Darstellung Mohammeds als beleidigend.

Nach Angaben der libyschen Behörden besteht ein Zusammenhang zwischen den Protesten in Kairo und Bengasi. Dagegen sagte ein US-Regierungsvertreter in Washington, er habe keinen Grund anzunehmen, dass es zwischen beiden Vorfällen eine Verbindung gebe. Außenministerin Clinton verurteilte den Angriff auf das Konsulat in Bengasi.

Nach der Revolte gegen den im vergangenen Jahr gestürzten und getöteten Machthaber Muammar Gaddafi hat die libysche Übergangsregierung große Schwierigkeiten, die Ordnung im Land herzustellen. Zahllose bewaffnete Gruppen weigern sich, ihre Waffen niederzulegen, und nehmen das Gesetz häufig selbst in die Hand. In Ägypten bemühen sich die USA um intensivere Kontakte mit der neuen Regierung von Präsident Mohammed Mursi. (dapd)