Paris. . Bernard Arnault, Chef der LVMH-Gruppe (Louis Vuitton, Moet & Chandon, Hennessy, Bulgari) möchte Belgier werden. Will er so sein Vermögen von 32 Milliarden Euro vor der Reichensteuer schützen?

Die Nachricht schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe: Bernard Arnault (63), mit einem märchenhaften Vermögen von 32 Milliarden Euro der reichste Franzose und zugleich der viertreichste Mensch der Welt, möchte gerne Belgier werden. Die von der Brüsseler Zeitung „La Libre Bélgique“ halb genüsslich, halb stolz ausposaunte Indiskretion findet in Frankreich einen krachenden Widerhall. Die hochpolitische „Causa Arnault“ könnte sich sogar zu einer deftigen Staatsaffäre ausweiten. Denn alle Welt mutmaßt: Der Luxus-Zar flieht vor der geplanten 75-Prozent-Reichensteuer der Sozialisten.

In diesen Tagen voller Ungewissheit, in denen die Franzosen über schmerzliche Steuererhöhungen mutmaßen, wirkt Bernard Arnaults Handeln wie eine schallende Ohrfeige für Präsident François Hollande. Die schwächelnde Opposition zeigt unverhohlene Schadenfreude.

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Von Gerd Niewerth

François Fillon, Ex-Premier unter Sarkozy und Kandidat für den Parteivorsitz der konservativ-bürgerlichen UMP, sieht in Arnaults Absicht ein „desaströses“ Symbol und ätzt: „Die ganze Welt wird sagen: Frankreich ist ein Land, das den Erfolg nicht liebt und auch jene nicht, die das Land erneuern.“ Beistand erhält Fillon von dem Geschäftsmann und Ex-Minister Bernard Tapie. Auch dieser, einst schillernder Boss von Olympique Marseille, kritisiert, dass die Erfolgreichen schon seit Jahren an den Pranger gestellt würden.

Fleiß und Erfolgshunger

Wie kein anderer Franzose verkörpert Bernard Arnault Fleiß und Erfolgshunger, Genialität und Geschäftssinn. Seine Bilderbuchkarriere begann vor vierzig Jahren, als er die ersten Millionen mit Immobilien verdiente und marode Firmen sanierte. Seitdem ist der Bauunternehmer-Sohn zum Herrscher eines weltumspannenden Luxusgüter-Imperiums aufgestiegen.

Unter dem Dach seiner LVMH-Gruppe (82 000 Mitarbeiter; ca. 2500 Boutiquen) tummeln sich gut sechzig Luxusmarken – von Louis Vuitton, Moet & Chandon und Hennessy über Dior, Kenzo und Givenchy bis hin zu Guerlain, Bulgari, und Marc Jakobs. Mit Mode und Accessoires, Parfüm und Kosmetika, Champagner und Cognac, Uhren und Juwelen erwirtschaftet Arnault jedes Jahr einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro.

Belgischer Pass soll "schwierige Investitionen" erleichtern

Um die Gemüter zu besänftigen, verbreitete Arnault ein Kommuniqué. Darin stellt der vermeintliche Steuerflüchtling klar, dass er „weiterhin französischer Steuerzahler“ bleiben werde. Der belgische Pass, so heißt es, solle offenbar nur dazu dienen, „schwierige Investitionen“ in Belgien zu erleichtern. Kein Wort hingegen über die umstrittene 75-Prozent-Reichensteuer, mit denen die Sozialisten jene zu belegen gedenken, die mehr als eine Million Euro im Jahr verdienen.

Die pikierten Wortführer der Linken rücken Bernard Arnault bereits in die Nähe von Vaterlandsverrätern. „Wenn man Frankreich liebt, verlässt man es nicht bei Schlechtwetter“, empört sich Harlem Désir, Vize der regierenden „Parti Socialiste“. Die große Sorge in Frankreich, wo angeblich etliche Vermögende auf gepackten Koffern sitzen: Arnault könnte, gewollt oder nicht, den fatalen Startschuss geben zu einem schmerzvollen Exodus reicher Franzosen in Richtung Belgien, England oder Schweiz.