Peking. . Polit-Funktionär Ling Jihua verliert seinen Präsidenten-Beraterposten. Der Grund: Sein Sohn fuhr halbnackt mit seinem Ferrari gegen eine Brücke. Er starb. Zwei ebenfalls nur halb bekleidete Mitfahrerinnen wurden verletzt. Der Fall wurde vertuscht. Kurz vor der Machtübergabe in der Kommunistischen Partei Chinas häufen sich die Skandale.
Der tote Sohn eines prominenten Politikers, ein demolierter Ferrari, leicht bekleidete Damen – die Angelegenheit, die in diesen Tagen in China hohe Wellen schlägt und von der nach und nach immer neue Details publik werden, hat alle Zutaten eines Skandals. Der Fall spielt zudem bis in die hohe Politik und kostete bereits einen hohen kommunistischen Funktionär sein Amt.
Alles begann in den frühen Morgenstunden des 20. März, als ein schwarzer Ferrari 458 Spider auf einer Schnellstraße in Peking gegen eine Brücke prallte. Der Fahrer des 700 000 Euro teuren Sportwagens war auf der Stelle tot, seine beiden Beifahrerinnen wurden schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Unfall war zunächst nur eine kleine Meldung in den chinesischen Medien, doch nach und nach kamen pikante Details heraus.
Identität verheimlicht
Der Todesfahrer, dessen Identität zunächst geheim gehalten wurde, war der Sohn von Ling Jihua, ein einflussreicher Berater von Chinas Präsident Hu Jintao. Und: Der Fahrer wurde ebenso wie die beiden Begleiterinnen halbnackt aus dem Fahrzeugwrack geborgen; offenbar hatten sie sich während der rasanten Fahrt sexuell vergnügt.
Monatelang hatten die chinesischen Behörden ganz offensichtlich versucht, den Fall möglichst klein zu halten und den Funktionär Ling Jihua zu schützen. Doch nicht zuletzt aufgrund von Recherchen chinesischer Blogger kam nach und nach die Wahrheit heraus. So etwa die Tatsache, dass der Name des Fahrers auf dem Totenschein zunächst mit „Jia“ angegeben wurde – „Jia“ ist das chinesischen Wort für Fälschung. Auch Fotos des völlig demolierten Ferraris kamen übers Internet an die Öffentlichkeit.
Für den Berater Ling Jihua hat die Angelegenheit inzwischen politische Konsequenzen. Staatlichen Medienberichten zufolge wurde der 55-Jährige jetzt von seinem hohen Posten im Pekinger Führungszirkel entlassen und auf eine niedere Stelle versetzt. Ein ehemaliger KP-Funktionär sagte, der Parteiführung sei der Skandal zu heikel geworden. Deshalb habe Ling Jihua nicht wie geplant ins Politbüro befördert werden können. Präsident Hu Jintao habe dem nichts entgegensetzen können.
Posten neu vergeben
Sein Posten ist bereits neu vergeben. Li Zhanshu ist inzwischen Direktor des Generalbüros des Zentralkomitees, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Der 62-Jährige gilt als enger Vertrauter von Xi Jinping, der seinerseits voraussichtlich Hu Jintao als Staatspräsident nachfolgen wird. Als Leiter des Exekutivbüros wird Li für die personellen Belange der ranghohen Funktionäre der KP zuständig sein.
Kurz vor dem Machtwechsel
Chinas Kommunistische Partei steht kurz vor einer etwa alle zehn Jahre stattfindenden Machtübergabe an eine jüngere Führungsmannschaft. Hu soll voraussichtlich im Oktober bei einem Parteitag sein Amt als Generalsekretär niederlegen. Im März soll er dann auch das Präsidentenamt an seinen Vize Xi Jinping übergeben.
Der Ferrari-Unfall und seine Folgen sind nicht der erste Skandal, der die in China herrschende Kommunistischen Partei und die Führungsebene in der letzten Zeit erschütterte. So berichteten Chinas Staatsmedien in diesen Tagen von der Entlassung eines ranghohen Armeeangehörigen wegen Misshandlung einer Stewardess. Fang Daguo habe die Frau während eines Streits um sein Handgepäck verletzt, berichtete die Tageszeitung „China Daily“. Laut der Nachrichtenagentur Xinhua waren er und seine Frau stark betrunken, als der Streit mit der Flugbegleiterin ausbrach. „Ohne uns hätten Sie nicht einmal etwas zu essen“, sagte Fangs Frau dem Bericht zufolge zu dem Opfer.
Mordprozess mit Todesurteil
Zuvor machte der Mordprozess gegen die Frau des in Ungnade gefallenen Spitzenpolitikers Bo Xilai weltweit Schlagzeilen und endete mit dem Urteil Todesstrafe. Der 53-jährigen Anwältin Gu Kailai war wegen des Giftmordes an einem Briten der Prozess gemacht worden. Wenn sie sich innerhalb von zwei Jahren im Gefängnis nichts zuschulden kommen lässt, kann das Urteil in eine langjährige Haftstrafe umgewandelt werden. Das Verfahren hatte internationale Aufmerksamkeit erregt.