München. Helmut Kohl muss sich von einem ehemaligen Weggefährten harte Kritik gefallen lassen: Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat dem Altkanzler vorgeworfen, bei der Gestaltung des Euros schwere Fehler gemacht zu haben. Der Zeitplan sei Kohl wichtiger gewesen als die Stabilität.
Vor dem Hintergrund der Euro-Krise hat
der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf Altkanzler Helmut Kohl (beide CDU) schwere
Versäumnisse bei der Vorbereitung der Gemeinschaftswährung vorgeworfen. "Helmut
Kohl war der Zeitplan letztlich wichtiger als die Stabilität", sagte Biedenkopf dem Nachrichtenmagazin "Focus". Darum habe
Kohl auch sein politisches Schicksal mit dem Euro verbunden, was eine rationale
Debatte verhindert habe.
Schon während der Verhandlungen zum Stabilitätspakt sei deutlich
geworden, dass die meisten Länder eine strikte Sparpolitik und
Haushaltsdisziplin als Einmischung in ihre politische Souveränität ablehnten,
sagte Biedenkopf weiter. "Kohl konnte nicht
ernsthaft darauf hoffen, dass die Stabilitätskriterien eingehalten würden."
Thüringens Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) wies die Kritik
hingegen zurück. "Heutige Krisensituationen hat Helmut Kohl natürlich nicht
vorher sehen können", sagte Vogel dem "Focus". Er habe aber "größten Wert gelegt
auf eine bestmögliche Sicherung der Stabilität des Euro". (afp)