Man könnte den 50-Sekunden-Spot der „Pussy Riots“ als ­genialen PR-Coup beschreiben. Schließlich hat er drei völlig ­unbegabte Musikerinnen, die selbst den Punk vergeigen, über Nacht weltberühmt gemacht.

Als Väter des Erfolgs dürften sich zwei mächtige Männer die Hände ­reichen: Putin und der Patriarch.

Aber die Verurteilung der jungen Frauen zu zwei Jahren Straflager ist kein Spiel, nicht mal eine Posse. Sie ist bittere, traurige, beängstigende Realität. Sie ist Alltag für Menschen in Russland, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einfordern, die Putin oder die Kirche kritisieren.

Ja, es gehört sich nicht, in der ­Kirche „Heilige Scheiße“ zu grölen, den Patriarchen zu verunglimpfen und Putin zur Hölle zu wünschen. Ja, die Mädchen haben religiöse ­Gefühle verletzt, sonst aber nie­manden. Doch wie reagiert ein guter Christ auf eine solche Provokation? Mit Größe und Nächstenliebe? Mit Gnade und Vergebung? Mit einer Woche Kirche schrubben?

An "Pussy Riot" wurde ein Exempel statuiert

Vielleicht anderswo auf der Welt, nicht in Putins Russland. Die Verurteilung der Pussys ist ein Exempel, das Kritiker mundtot machen soll. Es ist die Angst vor dem eigenen Volk, die sich hier offenbart.

„Demokratur“ nannten Russlandkenner das Land, als Putin an die Macht kam. Von der Demokratie in diesem Konstrukt ist inzwischen nicht mehr viel übrig.