Die Reform der Reform des Ladenschlusses in Nordrhein-Westfalen nimmt Gestalt an. Doch anders als mancher Kritiker bei Gewerkschaften und Kirchen insgeheim gehofft haben mag, hat sich Rot-Grün beileibe nicht die Rückabwicklung der schwarz-gelben Liberalisierung aus dem Jahr 2006 vorgenommen. Vielmehr deuten sich Korrekturen mit Augenmaß an.
Werktags bleibt alles wie gehabt, die schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes dagegen soll zumindest eingedämmt werden. An den radikal veränderten Einkaufs- und Lebensgewohnheiten der Menschen kommt eben keine Regierung vorbei. Ladenschluss um 18.30 Uhr wirkt inzwischen fast so aus der Zeit gefallen wie Schwarz-Weiß-Fernsehen und Wählscheiben-Telefon.
Deckelung würde zu hohem Koordinierungsaufwand führen
Trotz der vergleichsweise behutsamen Beschneidung der Händlerfreiheit wird die Ladenschluss-Reform in den Kommunen im Lande für Unruhe sorgen. Wenn die Anzahl der verkaufsoffenen Sonntage bei 13 pro Jahr und Stadt gedeckelt wird, wartet in Dortmund, Essen oder Köln jede Menge Koordinierungsaufwand. Stadtteilfeste, Werbegemeinschaften und Sonderaktionen müssen präzise abgestimmt werden, damit durch die neue Obergrenze bei der Sonntagsöffnung keine Traditionsveranstaltungen beschädigt werden.
Ob sich politisch durchhalten lässt, dass eine Millionenstadt wie Köln genauso viele Sonntage zum Einkaufen freigeben darf wie eine Gemeinde, die gerade mal einen Bruchteil der Einwohnerzahl hat, erscheint fraglich. Bis zum Inkrafttreten des Gesetzes im kommenden Jahr sollten sich Rot-Grün auf eine muntere Debatte mit Einzelhändlern und Städten gefasst machen.