Tunis. .

In Tunesien haben Tausende Menschen für die Rechte der Frauen demonstriert. Sie warfen der regierenden Ennahda-Partei vor, die Rechte der Frauen beschneiden zu wollen. Rund 6000 Menschen, überwiegend Frauen, schlossen sich in der Hauptstadt Tunis dem Protestmarsch an. Sie lehnen eine Formulierung im Verfassungsentwurf ab, in dem es heißt, Frauen und Männer ergänzten einander. Stattdessen müsse das Gesetz von 1956 in Kraft bleiben, nach dem Frauen und Männer vollständig gleichberechtigt sind.

Die gemäßigt islamistische Partei Ennahda, die seit Oktober die Regierung führt, steht von zwei Seiten unter Druck: Die kompromisslosen Salafisten verlangen die Einführung des strengen islamischen Rechts. ­Säkulare Oppositionsgruppen wehren sich dagegen. Die Parteiführung hatte ­zugesichert, das islamische Recht nicht einzuführen und die Rechte der Frauen zu respektieren.

Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder warnt

Tunesien ist eines der liberalsten Länder in der arabischen Welt. Der Sturz des lange herrschenden ­Präsidenten Zine al-Abdine Ben Ali Anfang des vergangenen Jahres löste den Arabischen Frühling aus, in dem es auch in Ägypten und Libyen zum Umsturz und in zahlreichen ­anderen arabischen Ländern zu ­Protesten kam.

Bundesfamilienministerin Kris­tina Schröder (CDU) hat vor einer Einschränkung der Frauenrechte in Tunesien gewarnt. Käme es zu der Verfassungsänderung, wäre dies „ein schlimmer Rückschritt im weltweiten Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern“, sagte Schröder. Gleiche Rechte für Frauen und Männer seien „ein fester Bestandteil unserer unveräußer­lichen Menschenrechte“.