Damaskus. . In der Nacht zu Montag ist Syriens Ministerpräsident Riad Hidschab zur Opposition übergelaufen. Der ranghöchste, aber nicht der erste Weggefährte, der sich absetzt. Überblick über ein Regime in Auflösung.

Um Baschar al-Assad wird es einsam. Der am Montag geflohene Regierungschef Riad Hidschab ist der bisher ranghöchste, aber nicht der erste Weggefährte, der Assad den Rücken gekehrt hat. Ein Überblick:


Regierung: Im März lief Vize-Ölminister Abdo Hussameddin über und begründete dies mit der „Brutalität“ des Staatschefs.


Armee: Rund 30 Generäle der Armee sind mittlerweile abtrünnig geworden, darunter Anfang Juli Munaf Tlass, ein Jugendfreund. Deserteure gründeten im Juli 2011 auch die Freie Syrische Armee (FSA), die seitdem gegen Assad kämpft. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind inzwischen tausende Soldaten zur FSA übergelaufen. Spektakulär war Ende Juni die Flucht eines Kampfpiloten im Mig-Jet nach Jordanien. Erst am Sonntag floh nach türkischen Berichten der Luftwaffen-General und erste syrische Kosmonaut Mohammed Ahmed Faris in die Türkei.


Geheimdienst: Ebenfalls am Sonntag setzten sich laut Aufständischen drei Mitarbeiter des politischen Geheimdienstes nach Jordanien ab, darunter ein Abteilungsleiter aus einer Geheimdiensteinheit in der Hauptstadt.


Diplomaten: In den vergangenen Wochen kehrten immer mehr Diplomaten Assad den Rücken: Mitte Juli kündigte Syriens Vertreter im Irak, Nawaf Fares, an, sich „den Reihen der Revolution anzuschließen“. Es folgten der Botschafter in den Emiraten, die Geschäftsträgerin in Zypern, der ranghöchste syrische Diplomat in London und ein Konsul in Armenien.


Parlament: Insgesamt vier Abgeordnete haben ihre Posten aufgegeben, um gegen das Vorgehen gegen die Opposition zu protestieren. Zuletzt flüchtete Ende Juli eine Abgeordnete mit ihrer Familie in die Türkei. Sie vertrat im Parlament die von den Assad-Truppen bedrängte Wirtschaftsmetropole Aleppo. (afp)