Brüssel. Um den Euro hat sich in dieser Woche eine hektische Reisediplomatie entwickelt. Sogar der US-Finanzminister ist zwischen Sylt und Frankfurt unterwegs. Alles wartet auf den Donnerstag, wenn EZB-Chef Mario Draghi seine weiteren Pläne bekannt gibt.
Etwas Ruhe täte den Euro-Rettern bestimmt gut. Aber nun scheint das Gegenteil eingetreten zu sein: Zwischen Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und euroskeptischen Politikern in Deutschland schlagen die Wellen hoch – und quer über den Kontinent entfaltet sich eine hektische Reisediplomatie.
In deren Zentrum hat sich jüngst der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) manövriert. Der Italiener Mario Draghi hatte in der vergangenen Woche ankündigte, die EZB werde alles tun, was nötig ist, um den Euro zu retten. Und er betonte: „Glauben Sie mir, es wird genug sein.“ Damit wurde Draghi zu dem Mann, von dem alle wissen wollen, wie er das eigentlich gemeint hat. Das wird er voraussichtlich am Donnerstag mitteilen. Bis dahin darf spekuliert werden.
Treffen auf Sylt
Gleichzeitig laufen die politischen Bemühungen um die Deutungshoheit über die Euro-Politik auf Hochtouren. Krisendiplomatie ist angesagt. Der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner besuchte seinen deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble an dessen Urlaubsort auf Sylt. Offenbar wollte Geithner Schäuble bekneten, mehr für die Rettung des Euro zu tun.
Konkretes gab es nach dem überraschend anberaumten Vier-Augen-Gespräch gestern nicht. Beide Ressortchefs seien „zuversichtlich hinsichtlich der Reformanstrengungen in den Euro-Mitgliedstaaten und des Gelingens weiterer Integrationsfortschritte“, hieß es lediglich in einer Mitteilung des Bundesfinanzministeriums. Von Sylt aus flog Geithner weiter nach Frankfurt – zu einem Treffen mit Draghi.
Auch andere sind unterwegs
Erst am Freitag letzter Woche hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aus ihrem Urlaub heraus mit dem französischen Präsidenten François Hollande telefoniert. Beide vereinbarten einer gemeinsamen Erklärung zufolge, alles zu tun, um die europäische Gemeinschaftswährung und die Euro-Zone zu retten.
Auch andere sind in diesen Tagen in Sachen Euro unterwegs. So geht der Ministerpräsident des von der Schuldenkrise geplagten Italien auf Europatour. Wie es in Rom hieß, reist Mario Monti heute nach Paris zu einem Arbeitstreffen mit Präsident Hollande. Morgen trifft er in Helsinki mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö und Ministerpräsident Jyrki Katainen zusammen und am Donnerstag in Madrid seinen spanischen Amtskollegen Mariano Rajoy. „Eine Woche im Zeichen des Euro“, titelten italienische Zeitungen gestern.
Monti kommt im August
Am Sonntag war Monti von Merkel eingeladen worden, Berlin in der zweiten Augusthälfte zu besuchen. Die Regierung in Rom teilte mit, Monti und die Kanzlerin seien sich einig gewesen, „alles zu tun, um die Eurozone zu schützen“ und die Ergebnisse des Europäischen Rates vom 28. und 29. Juni so rasch wie möglich umzusetzen.
Auf dem letzten Euro-Gipfel vor wenigen Wochen in Brüssel waren Monti und Merkel die beiden Protagonisten gewesen. Monti hatte der Kanzlerin damals zusätzliche Zugeständnisse zur Eindämmung der Schuldenkrise in einigen Euro-Ländern abgerungen.
mit afp, dapd, rtr