Peking/Pjöngjang. . Wenige Monate nach dem Tod seines Vaters zeigt Kim Jong-Un sich als Mensch in der Öffentlichkeit: Auf der Kirmes. Mit Strohhut, lachend und mit einer jungen Frau an seiner Seite. Kenner des Landes vermuten, dass die Propaganda-Show als Signal an seine Widersacher in der Staatsführung gemeint ist.

Nordkoreas neuer Diktator Kim Jong-Un fährt und lächelt an der Seite einer schönen jungen Frau. Inzwischen hat die Welt erfahren: Die mysteriöse Frau neben Kim Jong-Un, die ihn auf all seinen öffentlichen Terminen ­begleitet, ist seine Ehefrau. Das nordkoreanische Staatsfernsehen hat bestätigt, dass der erst Ende vergangenen Jahres beförderte neue Machthaber verheiratet ist.

Bei der Frau an seiner Seite handelt es sich um Ri Sol Ju, eine 22 oder 23 alte Sängerin, die der junge Kim, dessen genaues Alter ebenfalls nicht bekannt ist, bereits 2009 oder 2010 geheiratet haben soll. Ganz genau weiß das nicht einmal der süd­koreanische Geheimdienst. Nordkorea schottet sich ab.

Kindliches Vergnügen

Aber es ist nicht nur die Bekanntmachung seiner Ehe, die davon zeugt, dass mit dem kindlich wirkenden Diktator in Pjöngjang ­offensichtlich ein frischer Wind weht. Aufgetreten waren sie am Mittwoch bei der Eröffnung eines neuen Freizeitparks.

Ein Foto zeigt den Baby-Diktator ­lächelnd am Arm eines Plastik­kraken. Auf dem nächsten Bild lässt er sich freudestrahlend auf einer Schiffsschaukel durch die Luft wirbeln. Und eine weitere Aufnahme zeigt ihn mit Stohhut auf dem Kopf, wie er freudig junge Schwimmerinnen und Schwimmer begrüßt.

Der Personenkult der Kims

Die öffentliche Zurschaustellung des Machthabers ist neu in Nordkorea. Nicht einmal sein Großvater, Nordkoreas Staatsgründer Kim Il-Sung – geschweige denn sein völlig zugeknöpfter Vater Kim Jong-Il – haben sich in der Öffentlichkeit von ihrer menschlichen Seite gezeigt. Das Privatleben des Kim-Clans war ein Tabu in der nordkoreanischen Öffentlichkeit. Sollten die Bilder des jungen Diktators Ausdruck von Volksnähe, Offenheit und gar einer neuen Politik im Stalinistenstaat sein?

Vertrauten des Vater abgesetzt

Offiziell hat Kim Jong-Un nicht nur alle entscheidenden Posten des Landes von seinem Vater geerbt. Er ist Erster Sekretär der Kommunistischen Partei und damit „Oberster Führer“ von Nordkorea sowie der Oberkommandierende der Koreanischen Volksarmee.

Offensichtlich genügten ihm diese Posten aber nicht. Vor zwei Wochen ließ er sich auch zum Marschall befördern und setzte dafür einen ehemaligen Vertrauten seines Vaters im mächtigen Militärapparat ab. Kim Jong-Un macht also nicht den Eindruck, als wäre er ernsthaft dazu bereit, im Sinne einer Demokratisierung Macht abzugeben.

Warnung an die Gegner

Die nichtstaatliche Organisation International Crisis Group (ICG) geht davon aus, dass die Inszenierungen allein dazu dienen, die Macht des jungen und auch unter Nordkoreanern bislang weitgehend unbekannten Diktators zu festigen. „Der Personenkult rund um die Kim-Familie ist jetzt voll auf Kim Jong-Un übergegangen“, analysiert Daniel Pinkston von ICG. Die Bilder des lachenden Kims ­seien als Signal an seine Widersacher innerhalb der Führung zu verstehen, derer er sich nun entledigen will. Die Entmachtung des Marschalls vor zehn Tagen trug er ebenfalls untypisch öffentlich aus.