Aleppo/Amman. Im Bürgerkrieg in Syrien könnte am Freitag die entscheidende Schlacht um die Millionenmetropole Aleppo anstehen. Die Armee zieht gegen die Rebellen in der Stadt offenbar Panzer zusammen und kündigte an, “Terroristen“ aufzuspüren und zu “vernichten“. Die USA befürchten ein Massaker.

Die oppositionellen syrischen Kräfte haben sich am Freitag auf den möglicherweise entscheidenden Kampf um die Wirtschaftsmetropole Aleppo vorbereitet. Die syrische Armee beschoss am Donnerstagabend das von Rebellen gehaltene Viertel Salaheddin und andere Bezirke, wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die USA warnten vor einem "Massaker" in der zweitgrößten Stadt des Landes.

Unter dem Motto "Aufstand der zwei Hauptstädte - der Befreiungskrieg geht weiter" haben die Aufständischen für Freitag zu neuen Demonstrationen aufgerufen. In Aleppo könnte ein möglicherweise entscheidender Kampf bevorstehen. Die der Regierung nahestehende Zeitung "Al-Watan" sprach am Donnerstag von der "Mutter aller Schlachten" in Aleppo. Die Armee werde weiter "Terroristen" aufspüren und "vernichten" und dann werde Syrien die Krise überwunden, schrieb die Zeitung.

Armee zieht angeblich Panzer-Kolonnen vor Aleppo zusammen

Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, warnte, das "Regime" von Staatschef Baschar al-Assad scheine ein Massaker in der zweitgrößten Stadt des Landes zu planen. Es gebe "glaubhafte Berichte über Panzer-Kolonnen", die vor der Stadt zusammengezogen würden. Die Armee setze inzwischen zudem nicht mehr nur Kampfhubschrauber, sondern auch Flugzeuge im Kampf gegen die Rebellen ein. "Unsere Herzen sind bei den Menschen in Aleppo", sagte Nuland. "Das ist ein weiterer verzweifelter Versuch eines untergehenden Regimes, die Kontrolle zu behalten, und wir machen uns große Sorgen darüber, was sie in Aleppo anrichten könnten."

Angesichts des Vormarschs der Rebellen in Aleppo in den vergangenen Tagen plant die syrische Armee nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Freitag oder Samstag eine Gegenoffensive. Demnach erhielten die 2000 Rebellen in der Stadt Unterstützung von 1500 bis 2000 weiteren Aufständischen. Die Opposition bestätigte die Angaben. "Die militärische Verstärkung ist in Aleppo eingetroffen, wir rechnen jeden Moment mit einer großangelegten Offensive", sagte ein Sprecher der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA). Demnach schickte die Armee rund hundert Panzer nach Aleppo.

Dreijähriger Junge von Soldaten erschossen?

Landesweit wurden am Donnerstag der Beobachtungsstelle in London zufolge bei Kämpfen in der Hauptstadt Damaskus, in Aleppo und in anderen Städten mindestens 121 Menschen getötet. Unter den Toten waren demnach mindestens 64 Zivilisten.

Am Freitagmorgen haben syrische Soldaten nach jordanischen Angaben das Feuer auf eine Gruppe von Flüchtlingen eröffnet und dabei einen dreijährigen Jungen erschossen. Der Kleine sei seiner Schussverletzung am Hals sofort erlegen, teilte der jordanische Informationsminister Samih Maajtah mit.

Die syrischen Soldaten schossen seinen Angaben zufolge auf Flüchtlinge aus Syrien, die in Turra die Grenze zu Jordanien überqueren wollten. Zwei Personen sei es gelungen, ins Nachbarland zu fliehen, etwa zehn weitere seien aufgrund der Schüsse zurück auf syrisches Gebiet gerannt, berichtete ein jordanischer Grenzschützer. Jordanien hat bereits mehr als 140.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. (afp/dapd)