Athen/Berlin. . Griechenland hat am Sonntag seine Parlamentswahl wiederholt. Bekommt Athen jetzt endlich klare Verhältnisse? Zunächst gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Konservativen und der extremen Linken.
Begleitet von massiven Warnungen europäischer Spitzenpolitiker vor einer Aufkündigung des Sparkurses haben die Griechen gestern ein neues Parlament gewählt. Am frühen Abend zeichnete sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Konservativen und der extremen Linken ab.
Laut Nachwahlbefragungen erhielt die konservative Neue Demokratie zwischen 27,5 und 30,5 Prozent der Stimmen. Das radikale Linksbündnis Syriza, das die Bedingungen für internationale Hilfen und den drastischen Sparkurs ablehnt, kam demnach auf 27 bis 30 Prozent. Die sozialistische Pasok erreichte zehn bis zwölf Prozent, wie fünf Meinungsforschungsinstitute mitteilten.
Merkel gab sich vor der Wahl kompromisslos
Das Votum galt als Referendum über den Verbleib des hoch verschuldeten Landes in der Euro-Zone. Zwar bekennen sich alle führenden Parteien zur Gemeinschaftswährung. Doch will die Syriza die internationalen Bedingungen für die Finanzhilfen neu aushandeln.
Noch kurz vor der Abstimmung hatte Kanzlerin Angela Merkel allerdings Lockerungen der Auflagen für die milliardenschweren Hilfszahlungen abermals abgelehnt. Es könne nicht sein, dass diejenigen, die sich nicht an Abmachungen hielten, jeden anderen „am Nasenring durch die Manege führen“, erklärte sie.
Zoellick kritisiert europäisches Krisenmanagement
Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker hielt den Griechen drastische Konsequenzen bei einem Austritt aus der Euro-Zone vor. Akteure der Finanzmärkte in der ganzen Welt fürchteten, dass von der Wahl Schockwellen mit unabsehbaren Folgen für die Konjunktur ausgelöst würden.
Ausschreitungen in Athen
Weltbankpräsident Robert Zoellick rügte am Wochenende das europäische Krisenmanagement scharf. „Europas Politiker handeln immer einen Tag zu spät und versprechen einen Euro zu wenig“, sagte er in einem Interview.
Gabriel fordert mehr Zeit für die Griechen
SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte, den Griechen mit einer zeitlichen Streckung des Sparprogramms entgegenzukommen: „Die Inhalte sind richtig, aber es geht um mehr Zeit.“ Wie bei einer Medizin könne eine Überdosis auch bei Sparmaßnahmen tödlich wirken und eine Volkswirtschaft zum Zusammenbruch führen. Gabriel machte aber gleichzeitig klar, dass er die Festlegung der Kanzlerin unterstützt, eine Neuverhandlung der Programme mit den Griechen sei ausgeschlossen.