Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Der ganz normale Irrsinn nimmt seinen Lauf. Hessen gönnt sich einen neuen Regionalflughafen. Nächstes Jahr im April soll Kassel-Calden eröffnet werden, keine 73 Kilometer vom Flughafen Paderborn-Lippstadt entfernt. Für sage und schreibe 271 Millionen Euro baut sich die hessische Landesregierung ein Luftschloss. Sie hat längst die Bodenhaftung verloren.

Kritiker zerreißen das Vorhaben in der Luft. Von Millionengrab ist die Rede, von der Verschwendung von Steuergeldern im großen Stil. Schilda vor Westfalens Haustür. Nebenbei: Der Bau war einst für 151 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Verantwortlichen in der Politik stört die dicke Luft nicht. Sie sondern Luftblasen ab, sprechen vom Wachstumsmotor, von einer Drehscheibe für Kassel und die große weite Welt.

Ab 2017 soll Kassel-Calden schwarze Zahlen schreiben und die Zahl der Passagiere in acht Jahren bei mehr als 600 000 liegen. Halten Sie die Luft an: Das ist verrückt, vollkommen verrückt. Bei den Regionalflughäfen - sei es in Weeze, Dortmund, Münster/Osnabrück oder Paderborn/Lippstadt - regiert die Angst vor dem schleichenden Abflug und in der hessischen Nachbarschaft tanzen sie heute auf dem Tisch, wenn der Tower endlich seine neue Kanzel bekommt.

Die Zeit, in der die Billigflieger überproportional gewachsen sind, ist Vergangenheit. Der Kuchen der Passagiere und damit die Zahl der Flüge wird nicht größer. Jetzt winkt Kassel-Calden mit der Gabel und will auch ein Stückchen. Was wird passieren? Der Verdrängungswettbewerb geht in eine neue Runde, fressen oder gefressen werden. Kannibalisierungseffekte nennen es die Experten. Und der Bund, er guckt in die Luft. Flughäfen sind Ländersache - offensichtlich völlig losgelöst von Standorten und Steuergeldern. Verkehrskooperation über Ländergrenzen hinweg? Eine glatte Bruchlandung.