Damaskus. Bei Kämpfen zwischen Rebellen und der Armee hat es in Syrien am Samstag erneut mehr als 20 Tote gegeben. UN-Beobachter machten sich ein Bild von der Lage in der Provinz Hama, wo es das jüngste Massaker gegeben hatte. Ihnen bot sich ein Bild des Schreckens.

Bei ihrem ersten Besuch am Schauplatz des jüngsten Massakers in Syrien hat sich den UN-Beobachter ein Bild des Schreckens geboten. In dem Dorf Al-Kubeir in der Provinz Hama hätten sie blutige Hauswände gesehen und "einen starken Geruch von verbranntem Fleisch" wahrgenommen, teilte die UNO am Freitag (Ortszeit) in New York mit. In den Protesthochburgen Daraa und Homs tötete die Armee nach Angaben von Aktivisten am Samstag 23 Zivilisten; am Nachmittag wurde die Zahl auf mindestens 29 heraufgesetzt.

Das Dorf Al-Kubeir, wo regierungstreue Milizen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch 55 Menschen getötet haben sollen, war laut UNO bei der Ankunft der mehr als 20 Beobachter verlassen. An manchen Stellen hätten noch Feuer gebrannt. Außerdem seien an Häusern Einschüsse von Raketen und großkalibrigen Waffen gefunden worden.

Keine exakten Angaben über die Zahl der Opfer

Über die tatsächliche Zahl der Opfer konnte die UNO zunächst noch keine Angaben machen. Die Untersuchung der Ereignisse werde aber fortgesetzt. Die syrische Regierung hatte jede Verantwortung für das Massaker von sich gewiesen und wie so oft "Terrorbanden" dafür verantwortlich gemacht.

Ein BBC-Journalist, der die Beobachter begleitete, berichtete von zwei ausgebrannten Häusern. In einem der Räume seien sehr viel Blut und "Reste von Fleisch" gewesen, schrieb Paul Danahar im Internetkurzbotschaftendienst Twitter. Sogar das Vieh sei getötet worden. Aktivisten hätten ihm erzählt, dass Ordnungskräfte die sterblichen Überreste der Opfer am Donnerstag weggebracht hätten. Am selben Tag waren die UN-Beobachter unter anderem durch Beschuss daran gehindert worden, zu der Ortschaft vorzustoßen.

Regierungstruppen töten 23 Menschen in Daraa und Homs

Bei Angriffen von Regierungstruppen wurden am Samstag nach Angaben der Beobachtungsstelle 23 Menschen getötet. 17 Menschen seien beim Beschuss eines Wohnviertels in der Rebellenhochburg Daraa getötet worden. In der Protesthochburg Homs seien sechs Menschen durch Armeebeschuss getötet worden.

Russland sprach sich unterdessen auch für eine Einbindung des Iran in eine mögliche neue Syrien-Kontaktgruppe aus. Die Vorschläge des Sondergesandten Kofi Annan seien "im Wesentlichen auf einer Linie" mit dem russischen Vorschlag für eine internationale Syrien-Konferenz, erklärte der russischen Vize-Außenministers Gennadi Gatilow. Der Iran habe das "volle Recht", an solch einer Konferenz teilzunehmen und könne eine "konstruktive Rolle" bei der Lösung des Konflikts spielen.

Syrischer Nationalrat wählt neuen Vorsitzenden

Annan hatte am Freitag eine neue Kontaktgruppe vorgeschlagen, in der einflussreiche Länder aus der Region eingebunden sind - darunter auch der Iran. Die USA und Frankreich lehnen eine Einbeziehung Teherans aber ab.

In Istanbul trafen sich derweil Vertreter des oppositionellen Syrischen Nationalrat (SNC), um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Als aussichtsreichster Kandidat galt der syrische Kurde Abdel Basset Sajda, der bereits Mitglied des SNC-Exekutivkomitees ist. Der frühere SNC-Chef Burhan Ghalioun war Ende Mai zurückgetreten, nachdem es immer wieder Kritik an seinem Führungsstil gegeben hatte. Der SNC ist die größte Oppositionsgruppe Syriens. (afp)