Washington. Die US-Marinebasis Guantanamo Bay wird ausgebaut: eine Zentralwache, ein Krankenhaus, ein Fußballplatz und Betreuungsangebote für die Häftlinge plant. Statt der von US-Präsident Barack Obama versprochenen Auflösung des Lagers häufen sich die Anzeichen für einen langfristigen Betrieb.

Auf der US-Marinebasis Guantanamo Bay auf Kuba mehren sich die Anzeichen für einen langfristigen Betrieb des weltweit umstrittenen Gefangenenlagers, in dem zurzeit noch 169 islamistische Terror-Verdächtige untergebracht sind.

Wie der US-Fernsehsender NBC berichtet, ist der Bau einer neuen Zentralwache und eines Krankenhauses geplant. In dieser Woche wurde ein speziell gesicherter Fußball-Platz für die zum Teil seit über zehn Jahren ohne Gerichtsverfahren einsitzenden Häftlinge eröffnet. Kostenpunkt: 750 000 Dollar.

21 Kabelfernsehkanäle

Wie Kommandeur David Woods außerdem gegenüber NBC bestätigte, wurde das Betreuungsangebot für die zumeist aus arabischen Ländern sowie Pakistan und Afghanistan stammenden Männer ausgebaut.

In Camp 6, wo 80 % der Häftlinge in Zellen-Trakten mit Gemeinschaftsräumen untergebracht sind, können 21 Kabelfernsehkanäle, DVD-Filme, Zeitungen und Leihbücher genutzt werden. Die Gefängnisleitung bietet zudem unter dem offiziellen Titel „Bereichere Dein Leben“ einen Kurs an, indem die Inhaftierten neben Malen und Zeichnen unter anderem lernen können, wie man einen Lebenslauf schreibt und Geldgeschäfte regelt.

800.000 Dollar pro Häftling

Der Betrieb des 2002 eröffneten Hochsicherheitsgefängnisses im Südosten der Karibik-Insel kostet nach NBC-Angaben pro Jahr 140 Millionen Dollar; circa 800.000 Dollar pro Häftling. Ein Häftling in einem vergleichbaren Gefängnis auf dem amerikanischen Festland schlägt mit cirka 45.000 Dollar im Jahr zu Buche.

US-Präsident Obama hatte vor seiner Wahl 2008 die Schließung der weltweit kritisierten Sonderhaftanstalt angekündigt, nach massiven Widerständen des Kongresses aber davon Abstand genommen.

In der kommenden Woche geht in Guantanamo vor einem Militär-Tribunal der Prozess gegen die fünf mutmaßlichen Hauptdrahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington um Khalid Scheich Mohammed weiter. Ihnen droht bei Verurteilung die Todesstrafe.