Dortmund. . Immer mehr Väter nehmen Elternmonate. Aber nicht alle Familien können - oder wollen - sich das leisten.
Der Anteil der männlichen Beschäftigten, die bei der Geburt ihres Kindes in Elternzeit gehen, ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen – doch drei Vierteil der Väter lassen ihren Anspruch verfallen. Ein Grund für das vergleichsweise zurückhaltende Engagement der Männer sind finanzielle Zwänge: „Väterzeit scheitert häufig am Geld“, heißt es in einer aktuellen Untersuchung, die das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in München jetzt herausgegeben hat.
Die Autorinnen verweisen auf eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung: Demnach sahen 68 Prozent der Väter, die sich gegen die Elternzeit entschieden hatte, keine Möglichkeit, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. 45 Prozent nannten finanzielle Gründe als Haupthindernis. „Engagierte Vaterschaft und eine egalitäre Aufteilung der Kinderbetreuung sind also nur bei einem ausreichenden Einkommen realisierbar“, lautet das Fazit des DJI.
Quote im Regierungsbezirk Arnsberg besonders niedrig
Bundesweit sind etwa 23 Prozent der Elterngeld-Empfänger Väter. In NRW lag die Quote im Jahr 2009 laut Statistischem Landesamt bei 18,1 Prozent.
Mit 14,4 Prozent ist sie im Regierungsbezirk Arnsberg am niedrigsten. Münster liegt bei 19,1 Prozent, und Köln ist mit 21,6 Prozent Spitzenreiter.
Darüber hinaus, so Gender-Forscherin Dr. Christina Klenner von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, spiele bei einigen der 75 Prozent Väter, die auf ihre Elternzeit verzichten, vermutlich auch die „Schere im eigenen Kopf“ eine Rolle. „Viele haben Angst, dass sie Nachteile bekommen, wenn sie ihren Anspruch anmelden und sich entgegen der klassischen Geschlechterrolle verhalten“, sagt sie zur WR. Dabei sei das Thema längst schon zur Normalität in den Unternehmen geworden. „Im vergangenen Jahr haben wir Betriebsräte gefragt, ob Vätern Steine in den Weg gelegt wurden, wenn sie in Elternzeit wollten“, berichtet Klenner. „Und die überwältigende Mehrheit hat ‘Nein’ gesagt.“
Ein Eindruck, den auch die Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW teilt: „Es gibt kein gegen Väter gerichtet es Klima“, sagt Arbeitsmarktexperte Dr. Peter Janßen. „Elternzeit wird inzwischen von zwei Dritteln der Unternehmen befürwortet.“ Dass einem Vertriebsleiter bei einem Unternehmen in Dortmund gekündigt wurde, als er in Elternzeit gehen wollte, hält er für einen Einzelfall. „Das ist erstens nichts rechtens und geht zweitens strategisch in die völlig falsche Richtung.“