Knapp ein Viertel der Elterngeld-Empfänger sind Väter. Das hört sich viel an, wenn man bedenkt, dass der Männer-Anteil im Jahr 2006, als es noch das Erziehungsgeld gab, weniger als vier Prozent betrug. Also eigentlich ein Grund zum Jubeln, dass das Konzept offenbar aufgeht und vor allem: Dass immer mehr Väter die Chance nutzen, sich eine berufliche Auszeit nach der Geburt ihres Kindes zu gönnen.
Aber wie bei dem Glas, das je nach Ansicht des Betrachters halb voll oder eben halb leer ist, lässt sich auch diese Männer-Quote beurteilen. Denn 23 Prozent jener, die Elternzeit in Anspruch nehmen, heißt auf der anderen Seite zweifellos, dass drei Viertel der Männer lieber freiwillig arbeiten, als freiwillig die ersten Lebensmonate ihres Kindes mitzuerleben. Und gerade unsere Region - der Regierungsbezirk Arnsberg - hält den traurigen Negativ-Rekord: 85 Prozent aller Väter nutzen eben NICHT die Möglichkeit, das neue Familienleben zu erleben. Und diese Zahl lässt sich drehen oder wenden, wie man will: Sie ist viel zu hoch.
Es lässt sich darüber spekulieren, was die Ursachen sind: finanzielle Erwägungen spielen sicherlich eine große Rolle - und in vielen Fällen auch zu recht. Dass ein Arbeiter oder Angestellter allerdings unersetzbar ist und sein Chef auf ihn keinesfalls ein paar Wochen verzichten kann, ist kein Grund.
Mag sein, dass so mancher Mann es gerne als Entschuldigung dafür nimmt, gerade mal eben nicht die Rolle mit der Frau tauschen zu müssen. Auf keinen Fall darf es ein Argument für Arbeitgeber sein, die Beschäftigten damit mehr oder minder indirekt unter Druck zu setzen.
Wie gut, dass das Arbeitsgericht nun jenem Vater aus Lüdenscheid Recht gegeben hat, der sich gegen die Kündigung gewehrt hatte. Es zeigt, dass es sich lohnt, für seine Rechte zu kämpfen. Vor allem aber zeigt es auch, dass solche Arbeitgeber unklug sind: Nicht nur, weil sie eben dann von Richtern die Rote Karte bekommen, sondern auch, weil sie damit dokumentieren, wie unflexibel sie sind. Und wie kurzsichtig: Den nur Betriebe, die ihren Mitarbeitern selbstverständlich ihre Rechte gewähren und die zeigen, dass sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich ernst meinen, werden langfristig jene qualifizierten Mitarbeiter finden (und behalten), die sie sich wünschen. Und die sie brauchen.