Washington. Jeder US-Präsident darf - in Öl gemalt - im Weißen Haus bleiben. So auch George W. Bush. Barack Obama hatte zur feierlichen Enthüllung von zwei Gemälden geladen, die George W. und Gattin Laura zeigen. Der Ex-Präsident riss Witze und der Amtsinhaber lobte seinen alten Widersacher in Grund und Boden.

Den Vorgänger straflos öffentlich „aufhängen“ und dabei Witze reißen – Amerikas Präsidenten sind wirklich zu beneiden. Seit Jahrzehnten ist es Tradition, dass honorige Künstler den Ex-„Commander in Chief“ nebst Gattin in Öl verewigen. Der Amtsinhaber enthüllt das Werk im Beisein handverlesener Gäste, spricht überparteilich launige Worte und hängt später die Porträts irgendwo im Weißen Haus an den Nagel. Und am Ende gibt es Sprudel und Schnittchen.

Nun waren George W. Bush (Präsident Nr. 43) und Laura, seine Frau, an der Reihe. Dass die befürchtete steife und scheinheilige Zeremonie im stickigen und heillos überfüllten East-Room an der Pennsylvania Avenue so steif und scheinheilig nicht geriet, darf sich das ewige Kind im Texaner an die Hutkrempe stecken. Im Beisein seiner engsten Ex-Mitstreiter, Strippenzieher Karl Rove, General Colin Powell und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, ließ der am Rednerpult wie ein Schuljunge dauererrötete Bush einen Witz nach dem anderen vom Stapel.

Bush erinnerte daran, dass 1814 die Engländer das Weiße Haus niederbrennen wollten. Damals sei es Präsidenten-Gattin Dolley Madison gewesen, die das Porträt des ersten „George W.“ (George Washington) vor den Flammen bewahrte. „Nun, Michelle“, wandte sich Bush Junior zur Freude seines mit Harlekin-Socken in der ersten Reihe im Rollstuhl sitzenden Vaters George (88 Jahre, Präsident Nr. 41) und seiner Mutter Barbara, an die First Lady und zeigte auf sein Bild. „Wenn irgendetwas passieren sollte, das ist der Mann, um den du dich kümmern musst.“

Bush dürfte schnell auf irgendeinem Flur verschwinden

Dass Obama an Bush im laufenden Wahlkampf kein gutes Haar lässt und die Aufräumarbeiten in der Finanzkrise und nach den Kriegen im Irak und in Afghanistan bei seinem Vorgänger ablädt, blieb während der Feier ausgeblendet. „Wir haben sicher politisch unsere Meinungsverschiedenheiten“, sagte Obama etwas verkrampft, „aber die Präsidentschaft überbrückt die Differenzen.“ Obama schien finster entschlossen, seinen Vorgänger in Grund und Boden zu loben. „Jeder wird sich immer an das Bild von Präsident Bush erinnern, wie er auf diesem Schutthaufen stand“, erinnerte Obama an den Auftritt Bushs im Epizentrum der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York.

Bush bedankte sich mit einer Spitze. Was er besonders an seinem von John Howard Sanden gemalten Porträt schätze, sei die Wirkung auf andere. „Sie können das Bild nun bestaunen“, frotzelte Bush Obama an, „und sich bei heiklen Entscheidungen fragen: Was würde George jetzt tun?“ Obama schmunzelte. Und sagte nichts. Die Entscheidung, wo Bush „aufgehängt“ wird, liegt bei ihm. Und das Weiße Haus hat viele Flure. Bill Clinton zeigte seinen Respekt vor Georg Bush senior, indem er dessen Gemälde im großen Foyer gegenüber dem bis heute bewunderten Roosevelt platzieren ließ. Eisenhower sorgte dagegen dafür, dass Trumans Porträt in der Besenkammer verschwand.