Essen. . Der Rundfunkrat hat WDR-Intendantin Monika Piel am Mittwoch in ihrem Amt bestätigt. Die nordrhein-westfälischen Piraten kritisierten schon vorab, dass es bei der Wahl keine Gegenkandidaten gab. In letzten Wochen war wiederholt auch von anderer Seite Kritik an der 61-Jährigen laut geworden.

WDR-Intendantin Monika Piel (61) ist am Mittwochnachmittag vom Rundfunkrat des Senders mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Sie erhielt 37 Ja- und sieben Gegenstimmen, zwei Mitglieder des Rundfunkrates enthielten sich. Piels zweite Amtszeit beginnt am 1. April 2013. Sie endet am 31. März 2019. Piel hatte keinen Gegenkandidaten.

Die Vorsitzende des Rundfunktates, Ruth Hieronymi, begrüßte das Votum als "gute Entscheidung für den WDR". Es sei "ein klares Signal zur Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks".

Hieronymi schrieb Piel gut, sie habe das WDR-Profil in den Bereichen Information, Regionalität und Kultur gestärkt - "trotz rückläufiger Erträge". Zudem lobte Hieronymi Piel für ihr Engagement "bei der Ansprache eines jüngeren Publikums". Piel habe ferner den Rundfunkrat gestärkt.

WDR 3 "für die Zukunft sichern"

Im Konflikt um die Reform der Kulturwelle WDR 3 folgte der Rundfunkrat dem Programmausschuss. WDR 3 müsse "für die Zukunft gesichert" und deshalb "weiterentwickelt werden". Hieronymi sieht "keine Kürzungen". Stattdessen werde Geld in "neue Formate im Radio und im Internet" gesteckt. Die organisatorischen Pläne, so Hieronymi, sollten allerdings "noch einmal überprüft werden". Programmausschuss-Chefin Petra Kammerevert erklärte, für WDR 3 gebe es zwar keine Quoten-Vorgabe, dennoch mpüsse auch "anspruchsvolles, qualitativ hochwertiges Kulturradio" möglichst auch neues Publikum erschließen.

Die nordrhein-westfälische Piratenpartei hatte schon vor Piels Wahl massiv die Begleitumstände kritisiert - in erster Linie die Tatsache, dass es keine weiteren Bewerber gab.

Piraten kritisieren Mangel an Gegenkandidaten

Es habe „eklatante Fehler in der WDR-Chefetage“ gegeben, „die durch Frau Piel zu verantworten sind“, heißt es in einem Schreiben der Piraten an DerWesten. Unter diesen Umständen dürfe nicht auf eine öffentliche Ausschreibung oder eine Findungskommission verzichte werden, glauben die Piraten.

Der Rundfunkrat verteidigte dagegen unmittelbar vor der Wiederwahl Piels den Verzicht auf einen Gegenkandidaten. „Bei anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist das in der Regel nicht anders“, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi am Dienstag. Bei einer Wiederwahl sei es im WDR bisher immer so gewesen, dass es bei einer Verständigung zwischen dem Gremium und dem amtierenden Intendanten keine Ausschreibung gegeben habe.

Von „Augenwischerei“ sprach Nico Kern, Landtagsabgeordneter der Piratenpartei: „Die Besetzung des Intendantenposten ist ein Politikum, das zeigt, wie extrem stark der Einfluss der Politik und von diversen gesellschaftlichen Gruppen im Rundfunkrat ist. Unter freien Medien in einem demokratischen Staat stellen sich Piraten etwas anderes vor.“

Offener Brief gegen geplante Reform von WDR 3

In den letzten Wochen war mehrfach Kritik an Piel laut geworden. Rund 19.000 Bürger, darunter Prominente wie Günter Wallraff, Richard David Precht und Elke Heidenreich, hatten einen Offenen Brief gegen eine Reform der Kulturradiowelle WDR3 unterzeichnet. Über die Pläne will der Rundfunkrat ebenfalls am Mittwoch entscheiden. Zudem steht Piel als ARD-Vorsitzende wegen der Pleite von „Gottschalk Live“ und wegen des Streit mit Verlegern über die „Tagesschau“-App in der Kritik.

Kritiker fürchten durch die Reform von WDR 3 eine Verflachung und „Popularisierung des Programms“. Mit diesen Kritikern, so die Piraten, wolle sich die Intendanz offenbar erst nach der Wiederwahl Piels auseinandersetzen. „Eine Diskussion, die nicht mehr tranzparent und ergebnisoffen geführt wird“, sei jedoch „ihren Namen nicht wert.“ „Eine solche Debatte ist eine Farce. So kann und darf der WDR nicht mit Kritik umgehen. Angesichts der Tatsache, dass hier über den Einsatz von Geldern der Gebührenzahler entschieden wird, kann diese Vorgehensweise nur als ignorant aufgefasst werden.“

„Piel und das Erste waren blamiert“

Acht Zeitungsverlage wollen vor Gericht zudem erreichen, dass festgestellt wird, die kostenlose „Tagesschau-App“ verstoße als „presseähnliches“ Angebot gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Auf dem Verhandlungsweg hatten beide Seiten einen Kompromiss erzielt, von dem dann jedoch nach Angaben des Verlegerverbands BDZV sowohl ARD und ZDF abgerückt sind. Im aktuellen „Spiegel“ heißt es, ZDF-Intendant Thomas Bellut habe kurz vor der Unterschrift die Notbremse gezogen. „Piel und das Erste waren blamiert“, meint das Blatt.

Kritik an „Gottschalk Live“

Piel wird schließlich auch für das gescheiterte, vom WDR verantwortete Projekt „Gottschalk Live“ kritisiert. Sie hatte argumentiert, die Sender müssten auch einmal etwas probieren dürfen, und durchgesetzt, dass für Thomas Gottschalk erst nach den vereinbarten 144 Sendungen Schluss ist (am 7. Juni).

Tagesschau beginnt noch immer nicht früher

Zu den auf ARD-Ebene nicht erreichten Zielen gehört zudem die Vorverlegung der „Tagesthemen“. An der Sendezeit 22.15 Uhr müsse man auch im Hinblick auf das 30 Minuten früher startende „heute journal“ des ZDF dringend etwas ändern, forderte Piel. Doch dann galt es schon als Erfolg, dass die „Tagesthemen“ feste Anfangszeiten bekamen, aber wie gehabt ab 22.15 Uhr.

Chefin der größten ARD-Anstalt

Monika Piels Anfänge beim WDR reichen bis in die Zeit ihres Studiums zurück. Sie wurde am 9. April 1951 in Bensberg im Rheinland geboren, begann mit 14 Jahren eine Verwaltungslehre im Amtsgericht, erlangte dann die mittlere Reife und die Fachhochschulreife. Nach ihrem Fachhochschulstudium der Betriebswirtschaft studierte sie Jura und Orientalistik in Köln. Sie jobbte beim WDR als Assistentin von Werner Höfer beim „Internationalen Frühschoppen“. Sie arbeitete danach als Moderatorin, Redakteurin und Korrespondentin für den Sender.

1993 stieg sie zur Leiterin der Hörfunk-Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr auf, nur ein Jahr später zur stellvertretenden Chefredakteurin. 1997 wurde Piel Chefredakteurin und stellvertretende Hörfunkdirektorin. Auf den Zenit ihrer Radiokarriere gelangte sie 1998 mit der Wahl zur Hörfunkdirektorin. Während der ARD-Geschäftsführung 2001 bis 2002 war sie Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission. Von 2002 bis 2008 moderierte Monika Piel den „Presseclub“ im Ersten. Im November 2006 wählte der Rundfunkrat sie zur Intendantin. 38 Mitglieder stimmten für sie, zwei gegen sie, und zwei enthielten sich. Piel ist Mutter einer Tochter und lebt mit ihrer Familie in der Voreifel.

Als WDR-Indentantin ist Piel Chefin der größten ARD-Anstalt mit derzeit 4279 Beschäftigten und einem Etat von 1,43 Milliarden Euro (Haushalt 2012). Ihr Jahresgehalt für 2009 betrug 308.000 Euro. (we/dapd)