Hamburg. . Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Jedes elfte Kind in Deutschland muss auf Selbstverständlichkeiten wie den eigenen Arbeitsplatz oder die tägliche warme Mahlzeit verzichten.
Der eigene Arbeitsplatz, das zweite Paar Schuhe, die tägliche warme Mahlzeit: Jedes elfte Kind in Deutschland muss auf solche Selbstverständlichkeiten verzichten. Zu diesem Schluss kommt Unicef in einer aktuellen Studie zur Kinderarmut in wohlhabenden Ländern.
Nach Ansicht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen schöpft Deutschland seine Möglichkeiten beim Kampf gegen Kinderarmut nicht aus. Die skandinavischen Länder seien wesentlich erfolgreicher bei ihren Bemühungen, das Übel mit politischen Mitteln zu lindern.
Unicef hat in seiner neuen Studie „Kinderarmut messen – Neue Ranglisten der Kinderarmut in den reichen Ländern der Welt“ zum einen untersucht, wie viele Kinder in Familien leben, die weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Haushaltseinkommens zur Verfügung haben und damit unter der nationalen „Armutslinie“ liegen. In den nordeuropäischen Ländern sind das zwischen 4,7 (Island) und 6,5 (Dänemark) Prozent, in Deutschland 8,5 Prozent. Damit liegt die Bundesrepublik in etwa gleichauf mit Ländern wie der Schweiz, Belgien oder Frankreich und weit vor den europäischen Schlusslichtern Lettland (18,8 Prozent) und Rumänien (25,5 Prozent). Einen ähnlich schlechten Wert haben die USA mit 23,1 Prozent.
Es fehlt an regelmäßigen Freizeitaktivitäten
Im Mittelfeld rangieren die Deutschen auch bei einem zweiten Ranking, bei dem die Unicef-Experten untersucht haben, ob den Kindern 14 Dinge zur Verfügung stehen, die für ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung grundlegend sind. In Deutschland müssen 8,8 Prozent der Ein- bis 16-Jährigen auf zwei oder mehr Elemente dieser Grundausstattung verzichten. Auch bei diesem Vergleich schneiden die skandinavischen Länder besser ab.
Am häufigsten mangelt es Kindern in Deutschland laut Studie an regelmäßigen Freizeitaktivitäten (6,7 Prozent). Nahezu eins von 20 Kindern muss auf eine tägliche warme Mahlzeit verzichten (4,9 Prozent) und 4,4 Prozent haben keinen Platz, an dem sie ihre Hausaufgaben machen können. 3,7 Prozent der Kinder in Deutschland besitzen höchstens ein einziges Paar Schuhe, 3,1 Prozent der unter 16-Jährigen erhalten keine neuen, sondern ausschließlich bereits getragene Kleidungsstücke und drei Prozent leben in einem Haushalt ohne Internetanschluss – für Unicef sei ein Kind ohne Internet in der Informationsgesellschaft deutlich benachteiligt. Grundlage für die Unicef-Studie sind Zahlen der Europäischen Union. Für die repräsentative Erhebung wurden 120 000 Haushalte befragt.