Essen. Der Bonner Islamist Yassin Chouka, der zum Mord an Mitgliedern der Partei Pro-NRW aufgerufen hat, beschäftigt die deutschen Behörden nicht erst seit seiner am Wochenende veröffentlichten Online-Botschaft. „Wir ermitteln schon seit längerem“, sagte ein Sprecher des Generalbundesanwalts.

Mit Steinen und Fäusten haben radikale Salafisten Anfang Mai in Solingen, Berlin und Bonn einige Mitglieder der rechtsextremen Partei Pro NRW bereits angegriffen, jetzt sollen sie einen Schritt weitergehen. „Ihr sollt die Mitglieder von Pro NRW alle töten!“ Dazu hat der aus Bonn stammende Islamist Yassin Chouka in einem Internet-Video aufgerufen, nachdem Pro-NRW-Anhänger mit Mohammed-Karikaturen demonstriert hatten. Die deutschen Behörden nehmen den Aufruf ernst, halten das Video für echt.

Yassin Chouka nennt sich „Abu Ibrahim“. Er soll nach Erkenntnissen der deutschen Ermittlungsbehörden 2007 zusammen mit seinem Bruder Mounir nach Pakistan ausgewandert sein. Er wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Der Islamist soll sich in einem Terrorcamp der „Islamischen Bewegung Usbekistans“ (IBU) an der Grenze zu Afghanistan aufhalten. Von dort hat er bereits mehrere Videos über das Internet versendet, um neue Mitglieder zu rekrutieren und Propaganda gegen die „Ungläubigen“ zu betreiben. Das erste Video stammt aus dem Jahr 2008.

Chouka hat auch dazu aufgerufen, Journalisten zu töten, da die Medien bei der Berichterstattung über die Proteste die Mohammed-Karikaturen im Bild gezeigt hätten.

Aufrufe erzeugen Wirkung

Dass solche Aufrufe nicht ohne Wirkung bleiben, hat der Anschlag auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen im März 2011 gezeigt. Der Attentäter Arid Uka, der zwei Soldaten erschoss, hatte zuvor über das Internet Kontakt zur Salafisten-Szene. Die radikale Bewegung soll in Deutschland etwa 4000 Mitglieder haben und versteht sich als Hüter der reinen Lehre des Islam.

Wie die Staatsanwaltschaft München gestern bestätigte, haben Ermittler in NRW, Hessen, Bayern, Berlin und dem Saarland am vergangenen Dienstag mehrere Wohnungen von Islamisten durchsucht und dabei elektronische Datenspeicher sichergestellt. Ob sie auch Hinweise auf Yassin Chouka enthalten, ist nicht bekannt.