Camp David. Im Ringen um die richtige Strategie aus der Schuldenkrise hat US-Präsident Barack Obama Kanzlerin Angela Merkel den Rücken gestärkt. In den Verhandlungen beim G-8-Gipfel in Camp David sagte er nach Angaben aus Delegationskreisen, es seien keine “künstlichen Schübe“ für mehr Wachstum notwendig.

Die Chefs der G-8-Staaten halten laut US-Präsident Barack Obama an der Doppelstrategie von Wachstum und Sparen fest. "Alle von uns sind absolut entschlossen sicherzustellen, dass Wachstum, Stabilität und Haushaltskonsolidierung zu einem Gesamtpaket gehören", sagte Obama bei der Fortsetzung des G-8-Gipfels am Samstag in Camp David.

Die Schuldenkrise der Europäer beherrschte laut Delegationskreisen die erste Arbeitssitzung am Morgen, die deswegen auch verlängert werden musste. Im Ringen um die richtige Wachstumsstrategie habe Obama Kanzlerin Angela Merkel dabei den Rücken gestärkt und erklärt, das "künstliche Schübe", also teure Konjunkturmaßnahmen, "nicht notwendig" seien. Dafür aber Arbeitsmarktreformen.

Am Vortag hatten Obama und Frankreichs neuer Staatspräsident François Hollande eine "starke Wachstumsagenda" eingefordert. Das wurde als Botschaft an Berlin verstanden, mehr zur Rettung Griechenlands und Spaniens und gegen das Auseinanderbrechen der Währungsunion zu tun.

"Dir geht wohl einiges durch den Kopf"

Bei der Begrüßung auf seinem Landsitz bei Washington am Abend hatte Obama gestichelt: Als die Kanzlerin auf die Frage, wie es denn so gehe, nur mit den Schultern zuckte, sagte er mit einem Schmunzeln und mit Blick auf das Griechenland-Chaos: "Hm, Dir geht wohl einiges durch den Kopf."

An dem kurzen Gipfel nahmen neben Obama, Merkel und Hollande auch die Regierungschefs aus Großbritannien, Italien, Kanada und Japan teil. Aus Russland war statt Präsident Wladimir Putin sein Ministerpräsident Dmitri Medwedew angereist, mit dem sich Merkel auch zu einem bilateralen Gespräch traf - in dem es unter anderem um die Eurokrise ging. Die EU war von Kommissionschef José Manuel Barroso und Ratspräsident Herman Van Rompuy vertreten. Barroso betonte in Camp David: "Wir wollen, dass Griechenland in der Eurozone bleibt. Ich bin sicher, dass die EU alles Notwendige tun wird, um das sicherzustellen."

Initiative gegen Hunger gestartet

Am Abend hatte die Gruppe schon über die internationalen Krisenherde beraten. Laut Obama waren sie sich einig, dass der Iran mit seinem Atomprogramm weiter internationale Verpflichtungen bricht. Der Weg aus Sanktionen und Druck bei gleichzeitigem Verhandlungsangebot müsse deswegen fortgesetzt werden, um eine atomare Bewaffnung Teherans zu verhindern. Mit Blick auf Syrien sagte der US-Präsident, die G-8 seien "tief besorgt über die anhaltende Gewalt". Der Friedensplan des UN-Sondergesandten Kofi Annan müsse vollständig umgesetzt werden.

Am Samstagnachmittag standen noch der Nahost-Konflikt und die wirtschaftliche Unterstützung Afghanistans nach dem Abzug der internationalen Truppen in zwei Jahren auf dem Programm. Außerdem starteten die G-8 eine neue Initiative gegen den Hunger in Afrika. Durch effektiveren Einsatz der Finanzhilfen zur ländlichen Entwicklung sollen in zehn Jahren 50 Millionen Kleinbauern aus der Armut gezogen werden. (dapd)