Bochum. . Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel hat gegenüber DerWesten die Entscheidung von Opel hart als „Kriegserklärung an die gesamte Region“ kritisiert, die nächste Astra-Generation nicht mehr in Deutschland zu bauen. Damit wird das Ende des Automobilbaus im Ruhrgebiet wahrscheinlicher.

Betriebsratschef Rainer Einenkel wählt seine Worte immer bewusst. Eine „Kriegserklärung an das Bochumer Werk, die Region und die Stadt“ nennt der mit Hochspannungsbereichen vertraute Elektriker Einenkel die am Donnerstag per Pressemitteilung bekanntgegebene Unternehmensentscheidung, die nächste Astra-Generation 2015 nur noch in Polen und England bauen zu lassen.

Das Ende von „Made in Germany“ für das wichtigste Opel-Modell gilt als Vorentscheidung, die Produktion in Bochum Ende 2014 aufzugeben und das 1962 gegründete Werk zu schießen. In seinem Abwehrkampf erhält Einenkel zunehmend Unterstützung aus der Politik, vorzugsweise der SPD.

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel äußerte sich gegenüber DerWesten kritisch über das Unternehmen, vorzugsweise über die Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM): „Es ist schlimm, wie das GM-Management versucht, die Beschäftigten an den europäischen Standorten gegeneinander auszuspielen.“ Gabriel meint damit, dass man den britischen Arbeitnehmern die Zustimmung zu einschneidenden Kostensenkungen damit abgerungen hat, dass ihr zuvorderst von Schließung bedrohtes Werk Ellesmere Port den Astra über 2015 hinaus bauen darf. Einenkel enttäuscht: „Ich hätte mir Solidarität anders vorgestellt.“

Sieben Revier-OB wollen kommen

94 Prozent der Beschäftigten in England hatten am Mittwoch dem Ergebnis der Sonderverhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretern zugestimmt. Gabriel erklärte: „Es ist auch für Landesregierungen und Bundesregierung nicht hinnehmbar, wie hier Belegschaften offenbar gezwungen werden sollen, sich im Detroiter Standortpoker gegeneinander ausspielen zu lassen. Das gefährdet die Marke, das Unternehmen, die Jobs und die Standorte.“

Zur Betriebsversammlung am Montagmorgen haben sich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nebst Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (beide SPD) angesagt. Der sieht „ideale Voraussetzungen für die deutschen Standorte, um auch andere Konzernmodelle wie etwa von Chevrolet herzustellen.“ Über ihre Wirtschaftsexpertin und Fraktionsvize im Landtag zeigen sich die Grünen solidarisch. Daniela Schneckenburger spricht von „Lohndumping“ und „Erpressungspolitik“. Oliver Burkhard, Bezirksleiter der IG Metall in NRW, fordert gegenüber DerWesten Investitionen in die Marke: „Gegen Magersucht helfen keine Diäten.“

Um acht Uhr an Tor 4 wird neben den Opelanern eine große Fraktion aus Bundes- und Landtagsabgeordneten, Industrie- und Handelskammer-Vertretern, Gewerkschaftern und voraussichtlich sieben Revier-Oberbürgermeistern auf die Worte von Opel-Chef Karl Stracke warten. Aus Firmenkreisen war zu erfahren, dass er das Gleiche zur Zukunft von Bochum sagen werde wie bei der Belegschaftsversammlung in Rüsselsheim, also eigentlich nichts. Damit muss er auch mit ähnlichen Reaktionen wie am Montag rechnen: Buhrufen und Pfiffen.