Warschau. . Offenbar soll Julia Timoschenko für alle Zeiten hinter Gittern verschwinden. Die ukrainische Staatsanwaltschaft glaubt, die inhaftierte frühere Regierungschefin sei in einen Auftragsmord verwickelt und will Anklage erheben. Vor 15 Jahren wurde ein Geschäftsmann und Politiker, seine Ehefrau und ein Leibwächter ermordet.

Kaum wurde der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko die geforderte medizinische Hilfe durch einen deutschen Arzt gewährt, da plant ihr Gegenspieler, Präsident Wiktor Janukowitsch, den nächsten Schlag gegen die schwer kranke 51-Jährige.

Nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft soll bald Anklage wegen eines angeblichen Auftragsmordes gegen Timoschenko erhoben werden. „In spätestens zwei Wochen ist die Anklageschrift bereit“, bestätigte Vize-Staatsanwalt Renat Kuzmin. Die Staatsanwaltschaft habe stichfeste Beweise für Timoschenkos Verwicklung in die Ermordung eines Geschäftsmannes und Politikers aus Donezk.

Angeblich 750.000 Euro für den Mord

Vor 15 Jahren wurden Jewhen Schtscherbin, seine Ehefrau und ein Leibwächter ermordet. Die Mörder seien von der damaligen Geschäftsfrau Timoschenko und ihrem Mentor, Ex-Premier Pawlo Lazarenko, bezahlt worden, so die Ankläger. Die acht Täter hätten zugegeben, für die Tat 750 000 Euro erhalten zu haben. Lazarenko war 1996/97 Regierungschef. Er sitzt seit 2004 eine neunjährige Haftstrafe wegen Geldwäsche in USA ab.

Krankheit kann Verfahren verhindern

Das drohende Strafmaß für Timoschenko ist noch unklar, doch würde sie eine erneute Verurteilung endgültig aus der ukrainischen Politik verdrängen. Einzig Timoschenkos Rückenleiden und die Behandlung durch den Berliner Arzt Lutz Harms könnten einen Prozess verhindern. „Laut ukrainischem Recht dürfen wir keinen Prozess gegen Kranke eröffnen“, so Ankläger Kuzmin.

Timoschenko wurde im Oktober wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ende Mai soll zudem ein zweiter Prozess wegen angeblicher Steuerhinterziehung beginnen. Kritiker beklagen, die Prozesse gegen Timoschenko seien politisch begründet und eine Rache ihres politischen Kontrahenten Janukowitsch.