Die Steuerquellen sprudeln, die Sozialkassen quellen förmlich über. Auf einmal wissen sie gleichsam nicht wohin mit den überschüssigen Milliarden. Dabei redet doch alles von Krise. Haben wir da was verpasst?
Die Sonder-Konjunktur macht den Export-Riesen Deutschland zu einer Insel der Seligen. Nirgendwo in Europa boomt die Wirtschaft so wie bei uns. Während in anderen Ländern die Arbeitslosenzahlen explodieren, suchen deutsche Unternehmen händeringend qualifizierte Fachkräfte. Doch das Ende des deutschen Booms ist absehbar.
Über 60 Prozent deutsche Exportgüter gehen in die Länder der Europäischen Union. Wenn etwa in Spanien, Frankreich und Italien demnächst die Krise voll auf die privaten Haushalte durchschlägt, werden deutsche Firmen das schmerzlich zu spüren bekommen.
Deshalb wäre es jetzt das völlig falsche Signal, die Mehreinnahmen als Wohltaten unters Volk zu bringen – auch wenn die Versuchung angesichts des heraufziehenden Wahlkampfs im Bund noch so groß sein mag. Denn klar ist auch das: Trotz der zusätzlichen Einnahmen steigt die Neuverschuldung der öffentlichen Kassen munter weiter. Von nachdrücklichem Sparwillen keine Spur. Die Staatsschuld hat hier zu Lande inzwischen die Marke von 2000 Milliarden Euro erreicht. Das relativiert die Freude über 4,6 Milliarden Euro zusätzliche Steuereinnahmen für 2012 doch gehörig.