Berlin. Der Linken droht ein Absturz in die bundespolitische Bedeutungslosigkeit. Nach der Wahlschlappe in Schleswig-Holstein, wo die Partei aus dem Landtag flog, sehen Parteienforscher die NRW-Wahl als schicksalshaft für die Zukunft der Linken an. Die Parteiführung verkündet Durchhalteparolen.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, sieht mehrere
Ursachen für das Ausscheiden seiner Partei aus dem Landtag von
Schleswig-Holstein. Neben landespolitischen Gründen habe auch die lange Zeit der
Selbstbeschäftigung der Bundespartei eine Rolle für das "bedauerliche"
Wahlergebnis gespielt, sagte Gysi am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther
Jauch". Zudem habe seine Partei 2009 vom Zusammenfallen der Bundestagswahl mit
der Landtagswahl im Norden profitiert.

Gysi verwies überdies auf den schweren Unfall des Wahlkampfleiters
André Brie inmitten des Landtagswahlkampfes. Dennoch zeigte er sich
optimistisch, dass die Linke bei der
nordrhein-westfälischen Landtagswahl am kommenden Sonntag wieder in den
Düsseldorfer Landtag einziehen kann.

Parteichef Klaus Ernst glaubt an ein Comeback der Linken

Angesichts des verpassten Wiedereinzugs seiner Partei in den Landtag von
Schleswig-Holstein hat der Bundesvorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, der
Annahme widersprochen, mit seiner Partei gehe es nun systematisch
parlamentarisch zu Ende. In einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung"
(Montag-Ausgabe) sagte Ernst: "Wenn es danach ginge, wären die Grünen und vor
allem die FDP schon längst weg". Die Grünen, so Ernst, seien seit 1990 sieben
Mal beziehungsweise die Liberalen sogar 19 Mal aus den Parlamenten geflogen. Der
Parteichef räumte gleichwohl ein, dass es auch "eigene Fehler" bei seiner Partei
im Wahlkampf gegeben habe. Dazu zählte er auch die Führungsdebatte in den
eigenen Reihen, die "verhindert hat, dass wir mit unseren eigenen thematischen
Ideen nicht richtig rüber kamen". Er erwarte, dass nach der Wahl in NRW "die,
die was werden wollen, das dann auch umgehend und klar öffentlich sagen".

Für Parteienforscher Ulrich von Alemann geht es für die Linkspartei bei der NRW-Wahl um nichts weniger als ihre Relevanz in Westdeutschland. Sollten die Linken nach ihrem verpassten Wiedereinzug in den
Kieler Landtag auch in Düsseldorf scheitern, stelle sich die Frage, ob die im
Osten verwurzelte Partei ihren bundesweiten Anspruch aufrechterhalten könne,
sagte Alemann. (dapd)