Essen. Es gibt überteuerte Hotels und marode Straßen zur Europameisterschaft. Doch die deutschen Fußball-Fans schreckt das nicht ab, ihre Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in der Ukraine zu unterstützen. Die knapp 20 000 Tickets für die drei Vorrundenspiele sind so gut wie verkauft.

Das Land gilt als korrupt und politisch schwierig, doch die deutschen Fußball-Fans schreckt das nicht ab, ihre Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in der Ukraine zu unterstützen. Die knapp 20.000 Tickets für die drei Vorrundenspiele sind sieben Wochen vor Beginn der EM in Polen und in der Ukraine so gut wie verkauft.

Dabei stören sich die Schlachtenbummler offenbar weder an Berichten über Korruption und Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine noch an den durch Uefa-Präsident Michel Platini kritisierten horrenden Aufschlägen auf Hotelpreise. Teilweise wird das Zehn- bis Zwölffache der normalen Preise verlangt.

Amnesty International (AI) machte im Zusammenhang mit der EM nachdrücklich auf die Menschenrechtsverletzungen in Gefängnissen und durch die Polizei aufmerksam. „Wir haben die ukrainische Regierung bereits im Dezember aufgefordert, eine unabhängige Instanz einzurichten, die die Menschenrechtsverstöße der Polizei im Land untersucht, und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht“, sagt Marie von Möllendorff von AI. In Charkow, wo das Vorrundenspiel Deutschland- Niederlande ausgetragen wird, sitzt etwa Julia Timoschenko ein, die frühere Ministerpräsidentin der Ukraine. Deren Gerichtsverfahren war nach EU-Auffassung nicht rechtsstaatlich.

Marode Straßen, fehlende Taxis und Verständigungsprobleme der Ukrainer, die selten eine internationale Sprache beherrschen, könnten dem EM-Besuch tatsächlich einen experimentellen Charakter verleihen.

Reisepaket als Kurztrip

Die Reisepakete der Veranstalter verkaufen sich dennoch gut, teilweise jedoch nur als Kurztrip. „Gerade bei den Vorrundenspielen haben wir uns entschieden, nur Tagesflüge von Düsseldorf anzubieten. Es gibt zu wenige Hotels, die angemessenen Standard bieten“, sagt Antje Günther von DER-Tour, einem lizensierten EM-Reiseveranstalter.

Auch dessen Konkurrent OT Events und Sports hat bereits über 1000 EM-Tickets verkauft. „Die Leute sind schon ein bisschen besorgt, aber wir konnten sie beruhigen“, erklärt Michaela Clayton. Es gebe sogar „abenteuerlustige Leute“, die zu den Tickets nur Flüge gebucht hätten.