Hagen. .

Den Berufskollegs in Südwestfalen gehen die Lehrer aus, insbesondere in gewerblich-technischen Fächern.

„Der Wirtschaftsstandort ist in Gefahr“, fürchtet Wilhelm Schröder, Vorsitzender des Verbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in NRW. Eine Entwicklung, die man an der Industrie- und Handelskammer in Siegen beunruhigt beobachtet: „Das wird heftig“, fürchtet Klaus Gräbener, Leiter Aus- und Weiterbildung.

Noch habe man die Lage zwar im Griff, so Gräbener. In den kommenden Jahren jedoch, rechnet er vor, würden am Siegener Berufskolleg Technik jedes Jahr drei bis vier Lehrer in den Fächern Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik in den Ruhestand gehen. Nachwuchs jedoch sei nicht in Sicht.

Eine Einschätzung, die Wilhelm Schröder, selbst Lehrer am Berufskolleg in Meschede, bestätigt: An seiner Schule scheiden bis zum Jahr 2016 zwei von drei Lehrern im Fach Elektrotechnik altersbedingt aus, fünf von acht im Fach Metalltechnik sowie der einzige Lehrer im Fachbereich KFZ. „Aber nur elf fertig ausgebildete Referendare bewerben sich zum nächsten Schuljahr für die beiden Fachrichtungen an insgesamt 256 Berufskollegs in ganz NRW“, so der Verbandsvorsitzende.

Landesweit würden bis 2020 jedes Jahr 79 Elektrotechnik-Lehrkräfte pensioniert, 98 in der Fachrichtung Metalltechnik. In der Elektrotechnik aber seien im vergangenen Semester nur 60 Studierende eingeschrieben. Davon blieben für das Referendariat acht bis zehn übrig, schätzt Schröder und schränkt ein: „Wenn alle durchhalten.“

Dass die sich ausgerechnet in Südwestfalen bewerben, glaubt er nicht: Die Absolventen blieben meist in der Nähe ihrer Hochschulen. Gerade im ländlichen Raum seien die Schwierigkeiten daher noch größer als andernorts in NRW.

Dabei bräuchte man doch in der Industrie-Region Südwestfalen diese Lehrer besonders dringend: „40 Prozent aller Lehrverträge werden in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe in den Metall- und Elektroberufen abgeschlossen“, sagt Klaus Gräbener.

„Wir sehen das mit großer Sorge“, sagt auch Jochem Hunecke, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft im Hochsauerland. Schließlich gebe es immer weniger Schulabgänger, folglich nehme der Wettbewerb um Lehrlinge und Studenten zu. In Zukunft kämen daher vermutlich die „schulisch eher schwächeren im Handwerk an“, fürchtet Hunecke: „Umso wichtiger ist eine gute Berufsschule.“

Weil es in Zukunft jedoch an Lehrern mangelt, würden die Klassen größer und die Zahl der Unterrichtsstunden müsse drastisch gekürzt werden, warnt Wilhelm Schröder. „Das trifft eine Region wie Südwestfalen besonders hart: Auf dem Land könnten dann ganze Ausbildungsberufe wegfallen“, fürchtet er.

Bisher habe man sich vielerorts mit Seiteneinsteigern in den Lehrerberuf beholfen, so Schröder. Doch denen habe man in NRW mittlerweile hohe Hürden aufgebaut. Wer nach dem Fachhochschulabschluss fürs Lehramt draufsatteln wolle, der müsse nun ein „unheimlich kompliziertes Verfahren“ durchlaufen, damit die Universitäten die bisherigen Leistungen anerkennen, kritisiert Schröder.

Ein Aufwand, den viele Studenten auch deshalb scheuten, weil sie angesichts der guten Konjunktur und des Fachkräftemangels in der Wirtschaft bessere Bedingungen finden, so Schröder. Wer sich dennoch fürs Lehramt entscheidet, der wandert womöglich ins benachbarte Hessen ab, hat Klaus Gräbener festgestellt: Dort seien die Lehrer nämlich besser gestellt.

Eine höhere Bezahlung, aber auch bessere Bedingungen für die Seiteneinsteiger, fordert der Lehrerverband daher unter anderem in einem Zehn-Punkte-Plan. Vielleicht hat er heute Erfolg: In Düsseldorf wollen die Ministerinnen für Schule und Wissenschaft; Sylvia Löhrmann und Svenja Schulze, ihre Ideen vorstellen.