Berlin. In Deutschland soll es keine weiteren Babyklappen geben. Das sieht ein Plan von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vor. Auch anonyme Geburten soll es künftig nicht mehr geben.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder
(CDU) will offenbar die Möglichkeiten einschränken, Babys unerkannt abzugeben
oder anonym zur Welt zu bringen. Ein Eckpunkte-Papier des Hauses sieht dem
Berliner "Tagesspiegel" zufolge vor, dass künftig keine neuen Babyklappen mehr
eingerichtet werden sollen. Zudem solle es anstelle der bisherigen anonymen
Geburten künftig nur noch vertrauliche Geburten geben.

Ziel der vertraulichen Geburt sei es, die für Mütter und Kinder
riskanten heimlichen Geburten außerhalb von medizinischen Einrichtungen so
unnötig wie möglich zu machen, erklärte ein Sprecher des Familienministeriums
gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zu den Plänen des Hauses. Wenn eine Mutter
künftig vertraulich gebären könne, habe sie ja direkt im Umfeld der Geburt eine
verlässliche Anlaufstelle, falls sie ihr Kind in andere Hände geben möchte.

"Die Duldung der Babyklappen ist die Duldung
rechtswidrigen Tuns"

Nach Angaben des "Tagesspiegels" soll die Duldung der bereits
bestehenden Babyklappen nach Schröders Plänen künftig an Mindestanforderungen
geknüpft werden: Dazu gehört, dass die Betreiber das Findelkind sofort den
örtlichen Behörden melden und es unverzüglich in die Obhut des Jugendamtes geben
müssen. Würden diese Bedingungen nicht erfüllt, solle künftig "konsequent
eingeschritten" werden. "Die Duldung der Babyklappen ist die Duldung
rechtswidrigen Tuns", heiße es dazu im Ministeriumspapier.

Eine Stichtagsregelung soll den Angaben zufolge verhindern, dass neue
Babyklappen eröffnet werden. Der Bund soll dafür eine entsprechende Vereinbarung
mit den Bundesländern treffen. Für den Fall, dass diese nicht zustande kommt,
soll ein explizites Verbot von Babyklappen ins Gesetz aufgenommen werden.
Darüber hinaus sieht das Papier Verbesserungen des Hilfesystems für schwangere
Frauen vor, die in einer Notlage sind. So soll unter anderem eine Notrufnummer
geschaltet werden, die bundesweit rund um die Uhr erreichbar ist.

Seit 1999 fast 1000 Kinder in Babyklappen abgelegt

Bundesweit können heute Frauen in etwa 130 Kliniken ihr Kind anonym
zur Welt bringen. Zudem gibt es rund hundert Babyklappen, in denen Säuglinge
abgegeben werden können. Ein Teil dieser Kinder wird anschließend zum Beispiel
an Adoptivfamilien weitervermittelt.

Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts, die im Auftrag des
Bundesfamilienministeriums erarbeitet wurde, war kürzlich zu dem Ergebnis
gekommen, dass seit 1999 fast 1000 Kinder in Babyklappen abgelegt oder in
Kliniken anonym geboren wurden. Laut Studie wurde aber auch deutlich, dass das
ursprüngliche Ziel der Babyklappen und anonymen Geburten, die Tötung
neugeborener Babys zu verhindern, weitgehend verfehlt wird.(afp)