Mexiko-Stadt.. Jubelnde Menschenmassen haben am Wochenende den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Mexiko auf Schritt und Tritt begleitet. Inhaltlich stellte der Papst während seines Aufenthalts vor allem den jahrelangen Drogenkrieg mit mehr als 55.000 Toten im Land in den Vordergrund und forderte die Jugend des Landes auf, als Botschafter des Friedens zu wirken.
Am Ende kam es ganz anders. Kaum hatte Benedikt XVI. am Freitag mexikanischen Boden betreten, schalteten die Menschen auf Papst-Euphorie um und feierten seine Ankunft. Bis dahin hatten die mexikanischen Katholiken vor allem Papst Johannes Paul II. verehrt, der in seiner Amtszeit fünf Mal in Mexiko war.
Opfer der Gewalt
Am Samstag traf der Pontifex mit Präsident Calderón in Guanajuato zusammen. In der alten Minenstadt hatten sich Tausende Menschen zusammengefunden, um den Papst zu begrüßen. „Benedicto, hermano, ya eres mexicano“, „Benedikt, Bruder, jetzt bist Du Mexikaner“, riefen sie ihm zu. Der Papst genoss den Jubel. „Ihr habt einen wichtigen Platz in meinem Herzen“, sagte er emotional nach einem Treffen mit 1800 Kindern.
Benedikt XVI. hat sich für Mexiko und Kuba, seine kommende Station ab Montag, eine strenge Agenda verordnet. Das Thema des Missbrauchs in der reaktionären Kongregation steht nicht darauf. Für ein Treffen mit den Opfern des mexikanischen Gründers der Legionäre, Marcial Maciel, war kein Platz. Vielleicht, weil zum Papst-Besuch ein Buch mit dem Titel „La voluntad de no saber“ (Der Willen zum Nichtwissen) über den 2008 verstorbenen Gründer der Glaubensgemeinschaft erschien. Die Autoren des Buches beschuldigen Papst Johannes Paul II. und seinen Nachfolger Benedikt XVI., den mutmaßlichen Kinderschänder Maciel gedeckt zu haben.
Kritik an Umgang mit Missbrauch
Doch nicht nur die Missbrauchsopfer haben vergeblich auf eine Einladung gewartet. Auch Vertreter der Zivilgesellschaft, die Calderóns Drogenkrieg kritisieren, blieben außen vor. Die Mexikaner, traumatisiert von 55 000 Toten in sechs Jahren, hatten sich vom Papst eine Botschaft des Friedens und der Verständigung erhofft. Die fiel aber weich aus. Nach seiner Ankunft sagte der Papst, die Kirche dürfe die Opfer der Gewalt des Organisierten Verbrechens nicht alleine lassen.
Höhepunkt der Papst-Reise nach Mexiko war am Sonntag eine Messe im Bicentenario-Park in Silao mit bis zu einer Million Gläubigen.